Computerspiele werden politisch korrekt

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02.04.2006

Zwei US-Studenten haben ein Spiel rund um den Nahost-Konflikt entwickelt, bei dem der Spieler sich auf Friedensmission begibt. Immer öfter setzen Entwickler auf sozialkritische und politische Themen, auch die UNO bewirbt ihre Anliegen bereits mit Games.

Computerspiele werden zwar in den Medien oft als schädlich und Gewalt verherrlichend angeprangert, können aber durchaus auch lehrreich sein: Öffentliche Stellen, Regierungen und Hilfsorganisationen setzen immer öfter auf Games, um auf soziale Missstände, politische Konflikte und die Probleme von Minderheiten hinzuweisen.

An der US-Universität Carnegie Mellon haben zwei Studenten ein Videospiel mit Mehrwert entwickelt: "PeaceMaker" befasst sich mit dem Nahost-Konflikt, der Spieler kann in die Rolle beider Seiten schlüpfen - wahlweise als israelischer Premier oder als palästinensischer Präsident - und gleichzeitig mehr über die Situation lernen.

Ziel ist der Frieden

Dabei müssen Verhandlungen geführt und Meinungsumfragen in der Bevölkerung ausgewertet werden. Das Spiel beeinhaltet aber auch News-Material zu aktuellen Ereignissen, über die der Spieler den Konflikt verstehen lernen soll.

Wie die Entwickler betonen, kann dabei auch Gewalt angewendet werden. Dabei solle der Spieler aber die Wechselwirkung erkennen, nämlich dass Gewalt immer noch mehr Gewalt nach sich zieht. Ziel des Spieles ist es jedoch, den Frieden über eine Zweistaatenlösung zu erlangen.

Realismus vs. Unterhaltung

Das Spiel ist etwa für den Einsatz in Schulen gedacht. Die Entwickler suchen nun aber auch nach Investoren, um "PeaceMaker" eventuell auch kommerziell zu vermarkten. Ob so ein Spiel jedoch Erfolg auf dem Markt hat, wird in der Branche bezweifelt.

Beim weltgrößten Spieleentwickler Electronic Arts etwa sieht man den Fall eher skeptisch: "Man muss realistisch sein. Sehr viele Menschen mögen Videospiele gerade deshalb, weil der Spieler damit der Realität entfliehen kann." Das sei aber bei "PeaceMaker" eindeutig nicht der Fall.

Neues Genre "Serious Games"

Die "Serious Games"-Initiative ist jedoch der Meinung, dass interaktive Spiele dieser Art sehr wohl das Interesse von Spielern und Investoren wecken können und sich daraus ein Markt entwickeln wird.

Dabei werden nicht nur politische Spiele gefördert, auch das Thema Gesundheit und Medizin spielt eine wichtige Rolle.

Auch die UNO setzt auf Games

Auch die Vereinten Nationen [UNO] haben Games für sich entdeckt, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Im vergangenen Jahr wurde im Rahmen des Welternährungsprogramms

das Spiel "Food Force" veröffentlicht, bei dem Kinder und Jugendliche gezielt über die Hungersnot in Entwicklungsländern aufgeklärt werden sollten - mit großem Erfolg.

Das Spiel wurde in den ersten sechs Wochen mehr als eine Million Mal heruntergeladen und in vielen Schulen als Unterrichtsmaterial eingesetzt.

Die UNO reagierte auf den durchschlagenden Erfolg mit einem weiteren Videospiel: So hat das UNO-Flüchtlingskommissariat UNHCR Anfang März ein Online-Game gestartet, mit dem man virtuell und interaktiv das Schicksal von Flüchtlingen nachempfinden kann.

Warten auf den kommerziellen Erfolg

Das Interesse für das neue Spielegenre ist also durchaus vorhanden, nur der kommerzielle Erfolg könnte auf sich warten lassen. Bei Electronic Arts schließt man ein Engagement für solche Spiele vorerst aus.

Dennoch betont man, dass solche Entwicklungen einen großen Wert haben und das Engagement dahinter auf jeden honoriert werden müsse.

(futurezone | AP)