Jeder Familie ihren Roboter

Südkorea
04.04.2006

Im bestvernetzten Land der Welt, Südkorea, soll Science-Fiction schon bald zur Realität werden. Eine regelrechte Armee an Forschern arbeitet daran, Roboter in den familiären Alltag zu integrieren und zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen.

Schon ab nächstem Jahr sollen Roboter die Koreaner im Haushalt unterstützen und mit den Kindern lernen bzw. sie unterhalten.

Bis spätestens 2020 soll nach Vorstellungen der südkoreanischen Regierung schließlich in jedem Heim mindestens ein Roboter seinen Dienst verrichten. Das berichtet die "New York Times".

Südkorea hat sich schon durch eine immens hohe Internet-Verbreitung seinen Ruf als High-Tech-Land der Zukunft aufgebaut. 72 Prozent der Einwohner verfügen über einen Breitbandanschluss.

Doch nicht nur Privathaushalte, auch Polizei und Militär sollen in Südkorea schon bald von Robotern unterstützt werden. Verschiedene Robocop-Typen könnten nachts durch die Straßen patroullieren und Angreifer verfolgen.

TV am Handy - kostenlos

Auch das Fernsehen am Handy steht den südkoreanischen Mobilfunknutzern seit Anfang des Jahres dank Subventionen der Regierung kostenlos zur Verfügung.

Noch im April nimmt das erste superschnelle WLAN-Netz [namens "WiBro"] landsweit den Betrieb auf. Die Koreaner können dann mit zehn Megabit pro Sekunde unterwegs surfen.

Cyworld als soziales Vernetzungstool

Die gesamte Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren durch den vernetzten Lebensstil verändert.

Etwa 17 Mio. der insgesamt 48 Mio. Südkoreaner sind in der Online-Welt "Cyworld" registriert. Jeder registrierte Nutzer unterhält dort ein virtuelles Wohnzimmer, das nach dem persönlichen Geschmack ausgestattet werden kann, um Besuchern einen Eindruck der eigenen Person zu vermitteln.

Der Betreiber, die Telefongesellschaft SK Telecom, profitiert davon, denn um sich entsprechend zu präsentieren, werden fleißig Kleidungsstücke, Tapeten und Sessel gegen echtes Geld gekauft.

Ethik-Leitfaden für den High-Tech-Lifestyle

Um dem zunehmenden High-Tech-Lifestyle und dem vernetzten Zusammenleben auch gewachsen zu sein, hat die südkoreanische Regierung einen 256-seitigen "IT-Ethik"-Leitfaden für Schüler herausgebracht.

Lehrer sollen dem Nachwuchs in 30 Unterrichtsstunden diesen Lehrstoff, der unter anderem Kapitel zur "gesunden Mobilfunknutzung" und dem "Schutz der Privatsphäre" umfasst, vermitteln.

Marktführer Yujin Robot bietet schon jetzt Roboter an, die sich vor allem als Geschenk für frisch Vermählte etabliert haben. Die Palette reicht vom praktischen Saug- und Wischbot bis zum Nannybot, der Gesichter und Stimmen wieder erkennt und für den Nachwuchs singen und tanzen kann.

Erste Tests laufen

Erste Tests mit drei verschiedenen Typen von Haushaltsrobotern in 64 Haushalten und zwei Postämtern laufen bereits, in der zweiten Phase sollen ab Herbst 650 Haushalte und 20 öffentliche Einrichtungen von den Robotern profitieren.

Ab dem nächsten Jahr kann schließlich jedermann zahlreiche Modelle als Saubermacher, Kinderunterhalter, Mechanikergehilfen und Hausüberwacher im Handel erwerben.

Ähnlich dem Siegeszug der PCs

Nach Schätzungen des Leiters des "Center for Intelligent Robotics", Kim Mun Sang, werden Roboter binnen der nächsten fünf bis zehn Jahre zur Selbstverständlichkeit werden.

"Es ist wie beim Computer, niemand hat noch vor 20 Jahren geglaubt, dass der PC und das Internet unsere Gesellschaft derartig verändern könnten."

(futurezone | NY Times)