"Linux ist zu fett geworden"
Bei der Entwicklung des Billignotebooks für Entwicklungsländer habe sich gezeigt, dass Linux nicht mehr ressourcenschonend genug sei, so Projektleiter Nicholas Negroponte. Ähnlich wie Windows schleppe das freie Betriebssystem zu viel ungenutzten Code mit sich herum.
Beim "One-Laptop-Per-Child"-Projekt werde zwar Linux zum Einsatz kommen, doch mittlerweile leide das Open-Source-Betriebssystem an der gleichen Trägheit wie Windows, erklärte Negroponte, Forscher am Massachusetts Institut of Technology [MIT], weiter.
"Die Entwickler denken einfach nicht an schlanke, schnelle Systeme," so Negroponte. "Ehe man es sich versieht, ist es wie bei einer sehr dicken Person, die ihre meiste Energie dafür aufbringen muss, ihr Fett herumzutragen. Linux bildet da keine Ausnahme. Linux ist zu fett geworden." Es werde von Version zu Version einfach zuviel unnützer Quellcode mitgeschleppt.
Das Billiglaptop-Projekt ist das bisher größte seiner Art: Millionen von billigen Notebooks sollen Kindern in Entwicklungsländern den Zugang zu digitaler Technolgie ermöglichen.
Kritik belegt richtigen Weg
Auf der Fachkonferenz LinuxWorld in Boston verteidigte sich Negroponte zudem gegen Kritik von Microsoft und Intel: "Wenn sich Intel und Microsoft in deine Sache einmischen, weißt du, dass du etwas richtig machst."
Intel-Chef Craig Barrett hatte erklärt, das Projekt sei zum Scheitern veruteilt, da der Rechner lediglich ein "Gadget" und kein ernst zu nehmender Computer sei. Auch Bill Gates stieß in dasselbe Horn und gab Negroponte den Rat, doch einen "vernünftigen Computer" für sein Projekt zu nehmen.
Microsoft eingebunden
"Es ist kein schwacher Computer, er ist genau zugeschnitten, schnell und schlank," so Negroponte. Microsoft sei sogar in den Prozess involviert. "Wir sind in ständigem Kontakt mit Microsoft. Sie werden eine Windows-CE-Version für die Hardware bereitstellen. Du meine Güte, warum kritisieren sie mich dann in der Öffentlichkeit?"
"Himmel, nehmt einen vernünftigen Computer, bei dem man den Text tatsächlich lesen kann und bei dem man nicht kurbeln muss, während man versucht zu tippen", so Gates Mitte März über das Projekt.
Die Ausstattung
Der robuste Billiglaptop mit praktischem Tragegriff soll mit einem 500-Megahertz-Prozessor von AMD, 128 Megabyte Arbeitsspeicher und 512-Megabyte-Flash-Speicher als Festplattenersatz auskommen.
Als Bildschirm kommt ein Dual-Mode-Display mit 1.110 x 830 Pixel im Schwarz/Weiss-Modus und 640 x 480 Pixel im Farbmodus zum Einsatz.
Red Hat stellt eine speziell angepasste Linux-Version bereit.
Fußpedal statt Handkurbel
Auf die Handkurbel zur Erzeugung von Strom werde nun doch verzichtet, da die Erschütterung die Lebensdauer der Hardware zu sehr beeinträchtigen könnte.
Stattdessen soll nun ein Fußpedal am Netzteil für die Steckdosen-unabhängige Energieversorgung sorgen. Der Rechner benötigt im Betrieb zwei Watt.
Ab 2007 für 135 Dollar
2007 sollen fünf bis zehn Millionen Geräte zu einem Preis von 135 US-Dollar bereitstehen. 2008 soll der Preis auf 100 Dollar reduziert werden und schließlich 2010 nur noch bei 50 Dollar liegen.
(futurezone | CNET | AP | Wired)