Jahr der CD-Kopierschutz-Feldversuche
Die Musikindustrie hat sich 2001 weiter intensiv mit den Möglichkeiten eines Kopierschutzes für Audio-CDs beschäftigt, um so das "Napster-Problem" an der Wurzel zu packen.
"Die CD ist die Wurzel all unserer Probleme im Netz", erklärte stellvertretend Jay Samit von EMI das Interesse der Industrie an einem Kopierschutz: "Wenn CDs genauso schwer zu kopieren wären wie VHS-Tapes oder Bücher, wären uns die Probleme mit Napster oder Gnutella erspart geblieben."
Im Laufe des Jahres folgten allerdings den Meldungen über neue Kopierschutzansätze regelmäßig solche über das Scheitern der jeweiligen Technologien.
Dabei hatten reguläre CD-Käufer regelmäßig Probleme mit dem Abspielen ihrer legal erworbenen Scheiben am eigenen PC oder im Auto-Laufwerk. Gleichzeitig war das "Rippen" der Stücke aber immer mit relativ geringem Aufwand möglich, so dass die Musikindusrtie ihr selbstgestecktes Ziel bislang klar verfehlte.
Nächster Anlauf für Kopierschutz von Audio-CDsKein Kommentar
Wohl um der schlechten Presse zu entgehen, die die Kopierschutzversuche regelmäßig begleitet, hat die Firma Macrovision 2001 einen "heimlichen Feldversuch" gestartet. Nach einer Mitteilung vom August kursierten schon seit Jahresbeginn große CD-Stückzahlen mit einem neuen System - ohne Wissen der Käufer.
An dem heimlichen Feldversuch waren angeblich "einige der großen Plattenfirmen" beteiligt, die den Kopierschutz gegen die Vervielfältigung am PC in eine ganze Reihe von Titeln eingebaut haben sollen.
Mindestens einer dieser Titel soll auch weltweit mehr als 100.000 Mal verkauft worden sein. Laut Macrovision durften Details aber nicht genannt werden, weil entsprechende Verträge mit den Plattenfirmen dies verbieten.
Heimlicher Feldversuch mit CD-KopierschutzWiderstand
2001 drang die Problematik, die mit dem Audio-CD-Kopierschutz einhergeht, aber auch ins Bewustsein einer breiteren Öffentlichkeit.
In Großbritannien wurde die Diskussion sogar auf die Strasse getragen. In zahlreichen britischen Städten informierten die Aktivisten der Campaign for Digital Rights an einer Reihe von Samstagen vor Einkaufszentren und Plattengeschäften über die Einführung und die Tücken der verschiedenen Audio-CD-Kopierschutzsysteme.
Dabei sollte die Öffentlichkeit auch für Frage sensibilisiert werden, ob die Plattenindustrie überhaupt das Recht hat, ihre Produkte absichtlich mit Abspielhindernissen zu versehen.
Die deutsche "Aktion gegen den Kopierschutz" hat es sich unterdessen zur Aufgabe gemacht, nicht nur über den Kopierschutz bei Audio-CDs zu informieren , sondern auch [symbolisch] "Kopierschutzopfer" mit [legalen] MP3-Kopien zu versorgen.
Käufer von CDs, die ihre Erwerbungen nicht am PC oder im Auto abspielen können, will die Aktion MP3-Kopien der erworbenen Stücke anbieten. Dabei beruft man sich auf das Recht auf private Kopien.
Demonstrationstag gegen CD-KopierschutzNächster Level
Zuletzt hat der Musikkonzern Universal Music in den USA eine kopiergeschützte Audio-CD auf den Markt gebracht, wobei mit einem Zusatz-Feature auf die Kritik an bisherigen Kopierschutzansätzen reagiert wurde.
Mit dem Album "More Fast & Furious" kam im Dezember ein eigener Player, mit dem die Stücke auf dem PC angehört werden können. Mit gängigen Playern funktioniert dies aber nicht.
Der von Universal mitgelieferte Player läuft allerdings nur unter Windows, sodass Linux- und Mac-Nutzer zunächst von dem Konzept ausgeschlossen sind.
Industrie reagiert auf Kopierschutzkritik