Wenn das Handy mit dem Funkchip zahlt
Kurz nach Abschluss des letzten Feldversuchs starten Nokia, Vodafone und Philips das elektronische Handy-Ticketing im öffentlichen Nahverkehr rund um Frankfurt. Die Funkchips für "Near-Field-Communication" zwischen Handy und Fahrkartenautomat kommen aus dem steirischen Gratkorn.
Nach mehreren erfolgreich verlaufenen Feldversuchen in verschiedenen EU-Staaten startet nun das erste kommerzielle Projekt mit "Near-Field-Communication" [NFC] in der Region Frankfurt/Rhein-Main.
Dieser Nahverkehrsfunk via Handy fand bei den Testern vor allem beim Einsatz im elektronischen Ticketing für den öffentlichen Verkehr Gefallen. Handy nahe an das Lesegerät halten, automatisch wird der jeweils günstigste Tarif verbucht, die Rechnung am Monatsende automatisch zugestellt - das fand die überwältigende Mehrheit der Testpersonen praktisch.
RFIDs aus der Steiermark ...
Für Nokia, Vodafone und Rhein-Main-Verkehrsverbund war die hohe Akzeptanz der Grund, wenige Tage nach Abschluss des letzten Feldversuchs auch kommerziell zu starten.
Die Funkchips für das Projekt steuert die Österreich-Niederlassung des niederländischen Elektronikkonzerns Philips im steirischen Gratkorn bei, der RFID-Weltmarktführer [Radio Frequency Identification] ist. Die ersten Handys kommen von Nokia, die Serie 3220 wird zum Teil bereits mit eingebauten NFC-Chips ausgeliefert.
... bzw. "kontaktlose Smart Cards"
Die Funkchips selbst, für die der Hersteller die Bezeichnung "kontaktlose Smart Card" vorzieht, benutzen nicht nur dieselbe Frequenz [13,56 MHz] wie die Funkchips in Österreichs neuen Pässen, es handelt sich im Wesentlichen um dieselbe Kerntechnologie.
Während die Pass-Chips passiv ausgelegt sind - sie beziehen die nötige Energie aus dem Induktionsfeld des Lesegeräts -, kommt bei NFC eine Kombination aus aktiven und passiven Komponenten zum Einsatz. Zwischen 2,5 und drei Volt beträgt die erforderliche Spannung, auf dass ein hochintegrierter Schaltkreis Daten mit einer "Baudrate" um die 400 KBit/s vom Handy überträgt.
Protokolle, Interfaces
Zu den unterstützten Protokollen gehören ISO 14443A/MIFARE [die auch bei den Pass-Chips zum Einsatz kommen] sowie FeliCa, an Schnittstellen mangelt es nicht: Neben speziellen Interfaces wie UART und SPI wird unter anderem auch USB 2.0 unterstützt.
Sicherheit beim Ticketing
Relative Sicherheit bietet schon einmal der Umstand, dass sich der drahtlose NFC-Verkehr in einem Abstand von wenigen Zentimetern abspielt, dazu kommt aber auch eine Möglichkeit zur Verschlüsselung des Funks, die von Philips Gratkorn auch für die nächste Generation der Pass-Chips vorgesehen ist.
Die Gegenseite der Nahverkehrskommunikation muss nicht unbedingt ein Fahrkartenautomat sein, dasselbe Prinzip kann auch bei Veranstaltungen, Messen etc. für Tickets benutzt werden. Im Startgebiet rund um Frankfurt wird es für die ersten zahlenden Anwender auch Marketing-Aktionen mit Vergünstigungen für NFC-Benutzer in Lokalen und für Dienstleistungen geben.
"Intelligente" Plakate
Weitere Anwendungsmöglichkeiten sehen die Betreiber in einfachen, aber praktischen Anwendungen, wie eine Internet-Adresse und andere Kurzinformationen eben schnell von einem "intelligenten" Plakat abzurufen, das mit Near-Field-Communication ausgestattet ist.
Und nicht zuletzt funktioniert der Daten-Nahverkehr zwischen zwei NFC-tauglichen Handys, wenn man etwa ganz prosaisch Musik austauschen will oder zu jenen gehört, die permanent "das Outlook synchronisieren" müssen.
Die erste Generation österreichischer Chip-Pässe ist gegen Auslesen durch Unbefugte nicht völlig sicher. Die "Bruchstelle" in der an sich guten Verschlüsselung wurde nicht durch Techniker, sondern durch Beamte implementiert.