Ein Computerpionier aus Österreich
Der österreichische Computerpionier Heinz Zemanek wird am 1. Jänner 80 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird der Techniker, der mit dem "Mailüfterl" in den fünfziger Jahren einen der ersten vollständig transistorisierten Computer entwickelt hatte, Freitagnachmittag in Wien geehrt.
1950 begann der gebürtige Wiener Zemanek als Assistent an der Technischen Hochschule seinen ersten Rechner zu bauen, den Universal-Relais-Rechner 1 [URR 1]. Ohne offiziellen Auftrag musste sich Zemanek das Geld und die Bestandteile regelrecht zusammenbetteln. So wurden die benötigten Transistoren von der Firma Philips zur Verfügung gestellt.
Das Mailüfterl
Von 1956 bis 1958 bauten die Techniker das "Mailüfterl", einen
der ersten voll transistorisierten Computer der Welt. Jeder einzelne
der rund 3.000 Transistoren und die 5.000 Dioden wurden auf 1.500
etwa 15 mal zehn Zentimeter große Platten aufgelötet.
Schelte wegen "Unernst"
Der Rechner hatte weder Bildschirm noch Tastatur, die Ein- und Ausgabe erfolgte über Lochstreifen. Die Ausmaße waren mit mehreren Metern Länge und Höhe beträchtlich.
Den Namen "Mailüfterl" wählten die Techniker auf Grund "der eher langsamen Transistoren, die uns zur Verfügung standen", erinnert sich Zemanek, der angesichts dieses "unernsten Namens für ein ernstes Unternehmen" auch Schelte einstecken musste.
Heinz Zemanek
Am 27. Mai 1958 bestimmte das "Mailüfterl" in 66 Minuten die
Primzahl 5073548261. 1959 wurde für den Zwölfton-Komponisten Hanns
Jelinek ein musiktheoretisches Programm entwickelt und die Aufgabe
in 60 Stunden gelöst.
Remote Control anno 1958
Um für diese langen Rechenzeiten nicht ständig am Institut sein zu müssen, hatten die Techniker den Hauptakkumulator des "Mailüfterls" an das Telefon gekoppelt. Sie konnten dadurch von zu Hause anrufen und anhand der hörbaren "Melodie" feststellen, ob das Programm läuft.
"Hörten wir einen Dauerton, war das Programm hängen geblieben, und wir konnten uns in ein Taxi setzen und die Maschine wieder in Gang setzen", so Zemanek.
IBM kauft alles
1961 übersiedelte die gesamte Gruppe um den Computerpionier zu IBM. Der Konzern hatte angeboten, für das "Mailüfterl"-Team ein Laboratorium in Wien aufzubauen. Auch das "Mailüfterl" wurde von IBM dem Staat abgekauft und dem Labor, dem Zemanek bis 1976 vorstand, zur Verfügung gestellt.
"Vienna Definition Method"
Das Wiener IBM-Laboratorium entwickelte die "Vienna Definition Language", die damals größte Programmiersprache, sowie in weiterer Folge die "Vienna Definition Method" und erlangte damit Weltruf.
1976 wurde Zemanek zum IBM-Fellow ernannt, eine Auszeichnung, die nur wenigen Europäern zuteil wurde. Vollständig frei in seiner Aufgabenwahl, konzentrierte sich der Wiener auf die Theorie des Systementwurfs und nannte sie "Abstrakte Architektur".
Preis und Würdigung
Zemanek war Präsident der International Federation for Information Processing (IFIP), die seit kurzem ihren Sitz in Laxenburg bei Wien hat. Der Wissenschaftler ist Gründungspräsident der Österreichischen Computergesellschaft, weiters Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Im Vorjahr wurde er mit dem Isaac-L.-Auerbach-Preis der International Federation for Information Processing (IFIP) ausgezeichnet.