EU erlaubt tele.ring-Milliardenübernahme
Nach acht Monaten ausgiebigster Prüfung hat die EU-Kommission nun T-Mobile Austria, Tochter der Deutschen Telekom, grünes Licht für den Kauf des Wettbewerbers tele.ring gegeben. Auflagen sollen nun dafür sorgen, dass die Handytarife weiter billig bleiben.
Die Brüsseler Wettbewerbshüter hatten zwischenzeitlich schwere Wettbewerbsbedenken gegen den Zusammenschluss geäußert und eine vertiefte Prüfung eingeleitet.
Nun wurde der 1,3 Mrd. Euro schwere Deal genehmigt - allerdings unter Auflagen.
UMTS-Frequenzen abgeben
T-Mobile muss demnach einen maßgeblichen Teil der tele.ring-Frequenzen und -Sendeanlagen zu einem günstigen Preis an kleinere Mitbewerber weiterverkaufen, bestätigte die Behörde offiziell in einer Pressemitteilung.
Zumindest ein UMTS-Frequenzblock wird an Hutchison ["3"] gehen, wie schon im Vorfeld bekannt wurde. Ein Rahmenvertrag zwischen beiden Unternehmen ist bereits unterschrieben.
Demnach soll Hutchison 2.000 der insgesamt 3.700 tele.ring-Sendestationen und zumindest einen von zwei 5-MHz-UMTS-Frequenzblöcken erhalten, die T-Mobile verkaufen muss.
Zwei beherrschen den Markt
Mit dem nun genehmigten Kauf von tele.ring schließt der Marktzweite T-Mobile Austria eng zum Marktführer mobilkom austria auf und hat nunmehr 3,2 Millionen Kunden. Die beiden Anbieter kommen gemeinsam nun auf einen Marktanteil von mehr als 75 Prozent.
Bei den privaten Vertragskunden sei man künftig sogar Marktführer, sagte T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl am Mittwoch bei einem Pressegespräch.
Genau das galt als Hauptbedenken der Kommission: Durch die Fusion würde ein preisaggressiver Mitbewerber in Österreich ausfallen, was möglicherweise zu höheren Handytarifen führen würde, hieß es unter anderem in einem Zwischenbericht.
Hutchison als Wettbewerbsgarant
Die Kommission erklärte nun, Hutchison werde wahrscheinlich mit niedrigen Tarifen versuchen, Kunden zu gewinnen. Damit sei gesichert, dass der Wettbewerb auch nach der Übernahme des Preisdrückers tele.ring gesichert sei.
"Ich bin davon überzeugt, dass die österreichischen Verbraucher dank der Zusagen, die wir in dieser Sache durchgesetzt haben, weiterhin von günstigen Mobilfunkangeboten profitieren werden", stellte Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes am Mittwoch fest.
Mit den Zukäufen will Hutchison im Laufe des Jahres 2007 das hauseigene UMTS-Netz österreichweit ausbauen und die Telefonpreise weiter senken.
1,3 Mrd. Euro
Für den Kauf von tele.ring zahlt T-Mobile dem bisherigen Eigentümer, dem US-Telekom-Konzern Alltel, nach früheren Angaben 1,3 Mrd. Euro.
Mit dem Zusammenschluss werden die Unternehmen vereint, die jeweiligen Tarif- und Markenwelten von T-Mobile und tele.ring sollen allerdings bestehen bleiben.
Die Übernahme ist damit nach der Beteiligung der Telecom Italia an der Telekom Austria für umgerechnet knapp zwei Mrd. Euro im Jahre 1998 die größte Transaktion in der Geschichte des österreichischen Telekom-Marktes.
One als "Hecht im Karpfenteich"
Der drittgrößte Mobilfunker One begrüßt die Netzwerk-Konsolidierung am heimischen Handymarkt. Die Auflagen der EU-Kommission würden zeigen, "dass die Kommission Hutchison 3G in der derzeitigen Form für nicht konkurrenzfähig hält und daher bevorzugt hat", stellte One in einer Pressemitteilung fest.
"Der österreichische Mobilfunkmarkt besteht jetzt aus zwei Karpfen und uns als Hecht, der aufpassen wird, dass die Karpfen nicht zu fett und dominant werden", bemerkte One-Chef Jorgen Bang-Jensen.
One wolle künftig sicherstellen, "dass die beiden "Marktbeherrscher ihre Vormachtstellung nicht ausnutzen". Der Regulator sei daher aufgefordert, die Zusammenschaltungsgebühren an die neue Marktsituation anzupassen.
(futurezone | APA | Reuters)