Software ersetzt Disc Jockeys
Der Beruf des DJs [Disc Jockey] gilt im Bereich der elektornische Tanzmusik seit Jahren als letztes "Handwerk", das noch echtes haptisches Geschick erfordert - die Produktion ist sowieso längst fest in den Händen von digitalen Tools, die keinen virtuosen Umgang wie den mit klassischen Instrumenten erfordern.
Britische Hewlett-Packard-Entwickler sind allerdings derzeit dabei diese letzte Bastion mit ihrer Software "hpDJ" zu nehmen.
Das Programm greift für seine Mixes schlicht auf digitale Musikdateien beliebiger Formate zurück und soll zukünftig in der Kombination mit einem "Biofeedback"-System in Clubs und Diskos eingesetzt werden oder es Musikkonsumenten zuhause erlauben, von ihnen ausgewählte Stücke im durchgehenden Mix zu hören, wobei letzteres auch eine Anwendung für Internet-Radios werden könnte.
Hewlett-Packard Laboratories BristolKI für den DJ
Dave Cliff, der für die "hpDJ"-Entwicklung verantwortlich zeichnet, beschäftigt sich vor allem mit Anwendungen von Künstlicher Intelligenz, und ist ehemaliger Professor am MIT.
Sein Programm analysiert zunächst das vorhandene Sound-Material, wobei der Fokus vor allem auf der Geschwindigkeit liegt. Danach kombiniert er die Stücke, wobei er sie auf den Beat genau ineinander mixt und wenn dazu nötig auch die Geschwindigkeiten leicht variiert.
Für die Heim-Variante arbeitet Cliff derzeit an verschiedenen Programmen, für Mixes bei konstanter oder zunehmender Geschwindigkeit.
In der Disko-Variante des Systems kommt noch ein "Biofeedback" ins Spiel: Dazu tragen die Besucher Puls- und Schweissmesser am Armband, von wo aus die Daten an den DJ-Rechner gefunkt werden.
Die Software variiert anschließend solange das Tempo und die vorgegebenen Stile, bis sich die Tanzfläche füllt - was durch den Anstieg des durchschnittlichen Pulsschlags festgestellt wird.
"hpDJ"-DemoDigitale Tanzflächen
Während der "hpDJ" allerdings allein wegen des Starpotentials von DJs zur Beschallung von Tanzflächen eher spärlich zum Einsatz kommen dürfte, hat eine weitere Form der Digitalisierung des Berufs durchaus das Zeug zum Massenphänomen.
Das "Final Scratch"-System der niederländischen Firma N2it erlaubt es mittels einem Hardwarezusatz für die gängigen Technics-Plattenspieler und zweier spezieller Vinyl-Platten, auf denen sich lediglich ein Zeitcod befindet, digitale Musikformate in gewohnter Weise haptisch abzumischen.
Profi-DJs dürften dabei vor allem über den Wegfall ihrer exorbitant schweren Plattenkisten erfreut sein.
Final Scratch