Neuer Blickwinkel auf Games gefordert

debatte
30.04.2006

Ein deutscher Medienexperte will die positiven Auswirkungen von Computerspielen ins Licht rücken und gegen Vorurteile ankämpfen.

Ein Ende der Debatte über Gewalt in Computerspielen hat der Medienexperte Jörg Müller-Lietzkow gefordert.

"Seit 20 Jahren wird immer wieder die Negativfrage gestellt, wie schädlich Computerspiele sind", so der Wissenschaftler der Universität Jena.

Games als Chance

Die Gewaltfrage dränge die guten Wirkungen der Spiele in den Hintergrund. So sei unter anderem erwiesen, dass sie strategisches Denken und mathematisches Verständnis förderten.

"Es wird Zeit, die Chancen der Computerspiele zu betrachten", erklärte der Wissenschaftler. Er verwies auf einige Ausbildungen, etwa bei Piloten, in denen der Einsatz von Simulationsspielen inzwischen zum Standard gehöre.

"Ungeahnte Möglichkeiten"

Vernetztes Denken könne mit Computerspielen schnell und effektiv gelernt werden: "Wenn wir unsere Blickrichtung ändern, werden wir ungeahnte Möglichkeiten entdecken."

Games und Gewalt

Die Meinung, dass gewalttätige Computerspiele Kinder und Jugendliche aggressiv machen, ist für den Wissenschaftler durch die Forschung nicht gedeckt.

"Bislang gibt es weltweit bis zu 6.000 Studien, die sich mit den Wirkungen von Computer- und Videospielen beschäftigten. Ihr Tenor: Es ist kein starker Zusammenhang zu einer höheren Gewaltbereitschaft festzustellen." Eine "kurzfristige emotionale Aufladung" gebe es auch bei anderen Spielen und im Sport.

Gewaltbereitschaft habe zudem weit mehr Ursachen. "Mit den Computerspielen wird hier das falsche Kalb geschlachtet."

3.000 neue Games im Jahr

Die Verbreitung der Gewaltspiele werde überschätzt. Von jährlich bis zu 3.000 neuen Computer- und Videospielen fielen höchstens fünf bis zehn Prozent in diese Kategorie. Die überwiegende Mehrheit zähle zu den Bereichen Sport, Simulation, Strategie und Action.

(dpa)