Lakewood Church

Multimedia soll Kirchen wieder füllen

halleluja
01.05.2006

Um gegen schwindende Besucherzahlen anzukämpfen, setzen vor allem in den USA immer mehr Kirchen auf die Technik. Mit Videokameras, Flachbildschirmen, Licht- und Soundeffekten wird der Gottesdienst dabei zum Multimedia-Spektakel.

Immer weniger Menschen gehen in die Kirche. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat sich ein eigener Industriezweig entwickelt. Das Ziel: mit Multimedia-Effekten und viel Technik die Gotteshäuser wieder zu füllen.

Hersteller wie Sony, Panasonic und Hitachi haben sich bereits auf die Gottesdienst-Technologien spezialisiert und finden immer mehr interessierte Kunden.

Die Kirchen wollen sich gegen MTV, Computerspiele und das Internet durchsetzen und setzen dabei immer öfter auf Dolby-Surround-Sound, riesige Flachbildschirme und aufwendige Lichteffekte.

Sonderschau auf der Media-Konferenz

Als vergangene Woche in Las Vegas die weltgrößte Media-Konferenz der "National Broadcaster Association" [NAB 2006] stattfand, gab es sogar eine eigene Sonderschau für Kirchen-Technologien.

Zahlreiche Aussteller mit Spezialisierung auf Gottesdienst-Technik präsentierten ihre Lösungen.

Zudem wurden Vorträge und Workshops zu Themen wie "Frequenzstörungen und das Kirchen-Sound-System", "Mikrofone und religiöse Applikationen" sowie "Gottesdienst-Software zum Ausbau der Multimedia-Präsentation" angeboten.

Die Kirche im Basketball-Stadion

Prominentestes Beispiel für die Wirkung von Multimedia-Spektakeln ist etwa die Lakewood-Kirche in Houston, die auf Grund der stetig wachsenden Gemeinde voriges Jahr in ein ehemaliges Basketball-Stadion übersiedelt ist.

Dort wird das Bild des Pfarrers über drei massive Video-Displays auch für die hinteren Plätze gut sichtbar gemacht, ein ausgetüfteltes Lichtsystem sorgt für die richtige Stimmung während der Predigt . Demnächst soll dabei auch der Umstieg auf HDTV erfolgen, zu diesem Zweck wurden von Sony bereits acht High-Definition-Kameras gekauft.

"Es ist wie der Besuch eines Rockkonzerts", so der Kommentar eines auf Kirchen spezialisierten Technikers bei der NAB 2006. "Tatsache ist, dass Multimedia es für die Leute einfacher macht, aufmerksam zu bleiben."

Einstiegsausrüstung wird billiger

Doch nur wenige der rund 300.000 Kirchen in den USA haben das nötige Kleingeld für eine solche Megashow. Mit den sinkenden Preisen von Unterhaltungselektronik wird es jedoch laut Branchenkennern auch für kleine Kirchen immer erschwinglicher, multimedial aufzurüsten.

Für 25.000 Dollar könne bereits eine Grundausstattung aus Videokameras, Leinwänden und einem Video-Switcher bereitgestellt werden, die es etwa auch ermöglichen, eine Messe zusammenzuschneiden und etwa auf DVD oder im Internet bereitzustellen.

Fokus auf jungen Besuchern

Lichteffekte würden laut den spezialisierten Firmen oftmals helfen, um eine intimere Atmosphäre in den oft sehr nüchternen Räumen herzustellen. Video-Leinwände würden immer öfter für das Einspielen von Clips - etwa passend zum Thema der Predigt - verwendet.

Vor allem bei jungen Besuchern wollen die Pfarren damit Eindruck schinden. Auch in Österreich hat die katholische Jugend Wien es sich mit dem Projekt "find-fight-follow" zur Aufgabe gemacht den Gottesdienst zum Jugendevent zu machen. Dabei setzt man auf Technik und Musik für Messen, bei denen es auch schon mal zum Stagediving kommen kann.

Ob so etwas auch im altehrwürdigen Stephansdom oder der Karlskirche denkbar wäre, ist allerdings fraglich.

Jugendmesse in der Kirche Mariahilf, 23. April 2006

(futurezone, Cnet)