Die größten Feinde der Internet-Freiheit
Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagt in ihrem Jahresbericht 2005 wieder einmal die Unterdrückung der Meinungsfreiheit im Internet. Asiatische und arabische Länder zählen laut der Auflistung zu den schlimmsten Feinden des Webs.
Anlässlich des 16. Welttags der Pressefreiheit veröffentlichte die Organisation Reporter ohne Grenzen [ROG] am Mittwoch ihren Jahresbericht 2005 über die Lage der Medien weltweit.
Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei das Internet: Grund genug für die ROG, eine Liste der schlimmsten "Feinde" der Internet-Freiheit zu veröffentlichen, die Websites zensurieren und Menschen verfolgen, die ihre Meinung und Sichtweisen im Netz mitteilen.
Dominiert wird dieses Top-15-Ranking von asiatischen und arabischen Staaten wie China, Vietnam, Iran und Saudi-Arabien, die sich vom Internet-Boom immer mehr bedroht fühlen.
China und die Helfer aus den USA
Vor allem der Wachstumsmarkt China sorgt immer öfter für schlechte Schlagzeilen: Im vergangenen Jahr wurden dort bereits mehr so genannte Cyber-Dissidenten verhaftet als Journalisten.
Zwar erkennt die Volksrepublik durchaus die Notwendigkeit des Mediums für die Modernisierung und Wirtschaftswachstum, auf der anderen Seite wird der Zugang aber rigoros kontrolliert, etwa über die Registrierungspflicht in Internet-Cafes.
Zusätzliche Hilfe bekommt China dabei von den US-Internet-Riesen Yahoo, Google und Co., die sich den Zensurregeln beugen und auch für die Auslieferung einiger Nutzer verantwortlich waren.
Internet-Polizei und Verhaftungen
In Vietnam etwa gibt es eine eigene Internet-Polizei, die "subversive" Inhalte ausfiltern und in Internet-Cafes die Nutzer bespitzeln soll. Dort wurde 2005 auch ein Nutzer zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er einen Text von einer US-Regierungswebsite mit dem Titel "Was ist Demokratie" an Freunde und Beamte verschickt hatte.
In Myanmar werden neben ausländischen News-Sites auch E-Mail-Dienste wie Yahoo und Hotmail geblockt und in Nordkorea haben überhaupt nur wenige Tausende privilegierten Zugriff auf eine schwer zensurierte Internet-Version.
Andere asiatische Länder wie Südkorea, Thailand und Malaysia, die als realtiv offen und modern gelten, bleiben dennoch auf der Watchlist der Organisation, weil sie versuchen würden, das Internet zu kontrollieren.
Machtmissbrauch und Korruption
Experten warnen, dass die Unterdrückung der Meinungsfreiheit im Internet zu mehr Korruption und Machtmissbrauch führe, die öffentliche Unzufriedenheit erhöhe und damit die Lage weiter destabilisiere.
In dem Ranking finden sich unter anderem auch der Iran, Lybien, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien, Kuba, Belarus, Usbekistan und Turkmenistan.
(AFP)