Microsoft setzt auf Werbung in Games
Mit dem Kauf der US-Firma Massive setzt Microsoft auf das viel versprechende Geschäft mit Werbung in Computerspielen. Um gegenüber dem Konkurrenten Google aufzuholen, investiert Microsoft derzeit auch massiv in Online-Werbung und die Internet-Sparte MSN.
Der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft macht in den letzten Tagen verstärkt von sich reden - das Unternehmen setzt derzeit massiv auf das Werbegeschäft.
Zu diesem Zweck hat Microsoft nun das US-Unternehmen Massive übernommen, das Werbung in Video- und Online-Spielen schaltet.
Microsoft machte am Donnerstag keinen Angaben zum Preis. Das "Wall Street Journal" hatte vergangene Woche jedoch berichtet, das Geschäft habe einen Volumen von 200 bis 400 Mio. Dollar.
In-Game-Werbung boomt
Massive verkauft Anzeigenplätze etwa auf Getränkedosen, die in einem Videospiel erscheinen. Autohersteller können ihre neuesten Modelle in virtuelle Rennen an den Start gehen lassen und auf in dem Spiel erscheinenden Plakaten bewerben. Massive hat sich dabei auf Spiele mit Online-Anbindung konzentriert. So kann die Werbung ständig ausgetauscht werden.
Massive zufolge wird dieser Markt bis 2010 einen Jahresumsatz von weltweit mehr als drei Milliarden Dollar erreichen. Zu Massives Kunden gehören der US-Getränkehersteller Coca-Cola und der japanische Autobauer Honda.
Für Anzeigenkunden sei es derzeit sehr schwer, die lukrative Zielgruppe der männlichen 18- bis 34-Jährigen anzusprechen, da diese immer weniger am Fernseher als vor Computerspielen säßen, argumentierte Microsoft-Managerin Joanne Bradford.
Microsoft plant nun über Massive Online-Anzeigen in seinen Spielediensten MSN Game und Xbox Live schalten.
Online-Werbung vs. Google
Auch auf dem boomenden Markt der Online-Werbung will MS nun mit einer neuen Anzeigen-Software den größten Rivalen Google überholen. Mit "AdCenter" können Werbetreibende ähnlich wie bei Google ihre Anzeigen neben den Suchergebnissen platzieren.
"Das künftige Wachstum von AdCenter ist der Schlüssel, um Google einzuholen", wurde Microsoft-Chef Steve Ballmer vom US-Branchenmagazin "Cnet" zitiert.
Mehr über den Nutzer wissen
Nach US-Medienberichten soll die Software im Juni zunächst für den amerikanischen Markt verfügbar sein. Erste Testkunden seien vor allem von einer Funktion überzeugt, mit der sich für die Platzierung von Anzeigen anders als bei Google Zielgruppen speziell nach Alter, Geschlecht und Einkommen auswählen lassen.
"Es ist eine völlig andere Sache, wenn man weiß, ob ein 16-Jähriger oder ein 45 Jahre alter Mann im Internet etwa nach einem Porsche sucht", sagte Ellen Siminoff, Chefin der kalifornischen Anzeigenagentur Frontier.
Bezahlte Links für 6,9 Mrd. Dollar
Der Markt für Werbelinks, die von Suchmaschinen den Trefferlisten beigefügt werden, wird nach Schätzungen von Merrill Lynch in diesem Jahr allein in den USA um 30 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar wachsen.
MSN-Suche hat zu wenig Traffic
Nach Einschätzung von Experten könnte es aber selbst mit einer überlegenen Software für den weltgrößten Softwarehersteller schwierig werden, zum Suchmaschinen-Marktführer aufzuschließen.
"Das Problem ist der geringe Verkehr auf MSN Search", sagte Mike Gullaksen, Manager bei der US-Anzeigenagentur ICrossing, der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
Mehr Geld für Entwicklung
Microsoft plant nun eine Verdoppelung seiner Investitionen für Forschung und Entwicklung bei seiner Internet-Sparte MSN von 500 Millionen auf rund eine Mrd. Dollar.
Die Investitionen ab Beginn des neuen Fiskaljahres am 1. Juli seien ein Beleg für das Bestreben des Unternehmens, im Internet die Nummer eins zu sein, sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer am Donnerstag.
"Das sind sicher noch frühe Tage in dieser Internet-Welt. Ich glaube, dass nur zwei oder drei Unternehmen wirklich die Infrastruktur anbieten können, die benötigt wird, um mit den Anforderungen von Nutzern und Anzeigenkunden Schritt zu halten", sagte Ballmer.
Sinkende Marktanteile
Nach Angaben der Marktforschung Nielsen NetRatings erfolgen 49 Prozent aller Suchanfragen in den USA über Google, gefolgt von Yahoo mit 22,5 Prozent. Microsoft rangiert mit 10,9 Prozent über MSN Search an dritter Stelle.
Der Softwarekonzern müsse einen Weg finden, um den Verkehr auf seinen Suchseiten zu erhöhen.
Microsoft gerät auch seitens seiner Aktionäre immer mehr unter Druck, sich gegen die Konkurrenz durch Google zu behaupten.
(dpa | Reuters)