NSA-Lauschangreifer als Favorit

CIA-Chef, NEU
07.05.2006

Der ehemalige Chef der National Security Michael Hayden gilt als aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Chefs der gebeutelten Central Intelligence Agency. Der bisherige, oberste CIA-Agent Porter Goss war nach nur 16 Monaten zurückgetreten, der Chef des CIA-eigenen High-Tech-Inkubators war nur vier Monate im Amt.

Beträchtlich tiefe Krise

Der überraschende Rücktritt von CIA-Chef Porter Goss hat in Verbindung mit den weiteren Abgängen und der öffentlichen Brandmarkung einer CIA-Mitarbeiterin eine beträchtlich tiefe Krise bei der US-Geheimdienstbehörde offen gelegt.

Einer der Gründe von Goss' Rücktritt war wohl, dass er mit seinem Vorgesetzten, Geheimdienstdirektor John Negroponte über Kreuz lag, der die Oberaufsicht über die 15 Nachrichtendienste des Landes führt und für das tägliche Briefing des Präsidenten zuständig ist - eine Aufgabe, die früher dem CIA-Direktor zufiel.

Top-Kandidat Michael Hayden

Angeheizt wurde der Konflikt zwischen Goss und Negroponte offenbar durch die Bestrebungen des Nationalen Geheimdienstdirektors, der CIA ihre Befugnisse in der Analyse nachrichtendienstlichen Materials großteils zu entziehen und ihre Aufgaben stärker auf die reine Spionagetätigkeit zu begrenzen.

Als Top-Kandidat gilt Negropontes bisheriger Vize Michael Hayden, der laut "New York Times" ein geradezu enthusiastischer Befürworter des Vorhabens sein soll, die CIA-Aufgaben weiter zu beschneiden.

Die NSA braucht keinen Richter

Das ist nicht ganz überraschend. Der als Top-Kandidat gehandelte Hayden, ein früherer Luftwaffengeneral, hatte sieben Jahre lang den auf die elektronische Überwachung spezialisierten Geheimdienst NSA geleitet.

Im Senat, der solche Personalentscheidungen genehmigen muss, dürften ihn die oppositionellen Demokraten allerdings wegen der Lauschangriffe löchern, die vom militärischen Nachrichtendienst NSA im Zuge des Anti-Terror-Kampfs seit dem 11. September ohne richterliche Genehmigung innerhalb der USA ausführte.

Die Überwachung von AT&T

In den Auslandswählämtern und Datenknoten des ehemaligen Telekom-Monopolisten AT&T werden auch die Telefonate und der Internet-Verkehr von US-Staatsbürgern systematisch gefiltert.

AT&T ist einer der wenigen verbliebenen globalen Carrier, der auch einen Gutteil des Datenverkehrs zwischen Europa und den USA abwickelt. AT&T wurde wegen Durchführung dieser Datensammel- und Lauschangriffe in den USA bereits geklagt.

Anfang des Jahres war die NSA zudem durch eine Affäre mit Cookies auf der offiziellen Website der Agency in die öffentliche Kritik geraten, wenig später wurde die Website durch eine Denial-of-Service-Attacke lahmgelegt.

Warum die CIA in Ungnade fiel

Die Lageberichte, die CIA-Agenten etwa aus dem Irak liefern, entsprechen bis heute oft nicht dem, was Bush, Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gerne hören würden.

Die gewünschte "optimistischere Einschätzung" der politischen und militärischen Fortschritte "haben wir nicht liefern können", sagte ein Geheimdienstmitarbeiter zur AFP.

Amit Yorans letzter Deal

Wenige Tage nachdem eine ranghohe CIA-Mitarbeiterin wegen zu intensiver Pressekontakte von der Agency öffentlich gebrandmarkt und gefeuert worden war, ging Amit Yoran, Chef der CIA-Tochterfirma In-Q-Tel nach nur vier Monaten im Amt so schnell ab, dass nicht einmal ein Interimsnachfolger präsentiert werden konnte.

Yorans letzter Deal für In-Q-Tel war der Verkauf einer 3-D-Software-Firma an Google.

(futurezone | AFP)