Kritik und Freude über Sonys Preispolitik
Geteilte Meinungen herrschen übers Sonys Plan, die Spielekonsole PS3 zu einem höheren Preis als die Konkurrenz anzubieten. Konkurrent Microsoft sieht dadurch allerdings sich und Nintendo deutlich im Vorteil. Preissenkungen werden aber erwartet.
Sonys Ankündigung bei der Spielemesse E3, die nächste Generation seiner Spielekonsole, die PS3, in Europa zu einem Preis von 499 bzw. 599 Euro [je nach Version] anzubieten, sorgt derzeit für ausreichend Gesprächsstoff.
Der Hersteller selbst hält den Preis angesichts des technischen Inhalts - die PS3 besitzt unter anderem ein Blu-ray-Laufwerk für hochauflösende Filme - für gerechtfertigt. Doch Kritiker sehen im höheren Preis einen Nachteil gegenüber den Konkurrenten Microsoft und Nintendo.
Xbox 360 und Wii statt PS3
In diese Kerbe schlug erwartungsgemäß nun auch Peter Moore von Microsoft, als Vizepräsident unter anderem zuständig für die Xbox 360.
Für die 600 Dollar [US-Preis], die eine [voll ausgerüstete] PS3 koste, bekomme man auch eine Xbox 360 und Nintendos neue Konsole Wii, so Moore.
Ob die Rechnung in der Form aufgehen kann steht allerdings noch nicht fest. Bis jetzt hat Nintendo noch keine genauen Angaben zum Preis seiner Konsole Wii gemacht, außer dass er "unter dem der Konkurrenten" liegen soll.
Microsoft mit Lob für Nintendo
Nintendo selbst streut Moore Rosen: Die Leute würden immer von Konsolen wie Wii zu einem wettbewerbsfähigen Preis sowie innovativem neuen Design und großartigem geistigem Eigentum wie Mario, Zelda und Metroid angezogen werden, so Moore weiter.
Microsoft erwartet bis zum Marktstart der PS3 selbst zehn Millionen Stück seiner Xbox 360 zu verkaufen – und sieht sich damit selbst in Pole Position.
Microsoft besetze mit der Xbox 360 derzeit 100 Prozent des NextGen-Konsolenmarktes, meint Moore. Sonys Job sei es nun aufzuholen.
Während der Verkauf in den USA und Europa läuft, erweist sich Microsofts Spielekonsole in Sonys Heimmarkt Japan bisher jedoch als Ladenhüter.
Preissenkung für PS3 erwartet
Analysten sehen dabei für Sony zumindest am Anfang kaum ein Problem. Die für den Marktstart angekündigten zwei Millionen Stück PS3 sollen demnach schnell ausverkauft sein, vor allem an eingefleischte Gamer und Fans.
Für den weiteren Erfolg müsse Sony allerdings bald den Preis senken, so eine Analyst von Forrester Research zur New York Times.
Allzu tief werden die Preise allerdings nicht sinken können, denn die Bauteile der PS3 wie etwa der Cell-Prozessor sind kostspielig. Selbst zum aktuellen Preis mache Sony Verluste, so Analysten.
Trotz des zeitlichen Vorsprungs von Microsoft übt sich Sony in Optimismus. "Als Erster durch die Tür zu gehen ist nicht annähernd so wichtig wie der Beste zu sein", so Sony-Manager Jack Tretton.
PS3 als Wegbereiter für Blu-ray
Für Sony könnte die Rechnung allerdings auf einer anderen Seite aufgehen: Die PS3 wird als wichtiger Faktor für die Verbreitung des Standards Blu-ray gesehen, der sich mit HD DVD derzeit ein Match um die Nachfolger der DVD liefert.
Auch wenn Sony mit jeder verkauften Konsole Verluste macht – je mehr Blu-ray-Player im Umlauf sind, desto mehr Chancen hat der Standard, dessen Unterstützer Sony ist, bei der Durchsetzung auch.
Mit stärkerer Verbreitung und höherer Produktion könnten dann auch die Herstellungskosten für Blu-ray-Player und die PS3 selbst wieder sinken - so wie bei jeder Konsolengeneration.
Gewinn machen die Konsolenhersteller mit der Hardware bisher allerdings ohnedies nicht, sondern mit der dazugehörigen Software.
(AP | Reuters)