Premiere setzt ganz auf Internet-TV
Gemeinsam mit der Deutschen Telekom will der Bezahlsender Premiere nicht nur die Spiele der deutschen Bundesliga, sondern auch sein gesamtes Programm via Internet auf die Fernsehbildschirme liefern. Voraussetzung ist ein IP-fähiger Receiver und das VDSL-Netz der Deutschen Telekom.
In den kommenden drei Spielzeiten wird Premiere mit Sublizenzen der Deutschen Telekom [DT] die Bundesliga-Spiele und auch jene der zweiten Liga über Breitbandnetz übertragen, bestätigten DT-Vorstand Walter Raizner und Premiere-Chef Georg Kofler am Freitag Spekulationen der letzten Wochen.
"Premiere bleibt im Spiel", so Kofler bei der Bekanntgabe. Die Spiele sollen erst einmal über die schnelle Breitband-Internet-Verbindungen VDSL ausgestrahlt und über eine Streaming-Set-Top-Box auf die Fernseher gebracht werden.
Keine Einigung über Satellitenverbreitung
Offen bleibt allerdings, ob die beiden Unternehmen die Signale auch über Kabel und Satellit verbreiten wollen bzw. dürfen. Auf Nachfrage sagte Raizner, dass sich die Deutsche Telekom weiter offen halte, doch noch andere Verbreitungswege zu nutzen.
In diesem Fall würden sie wohl eine deutlich größere Kundschaft erreichen, sich aber gleichzeitig auch mit der Deutschen Fußball Liga [DFL] anlegen.
Allianz für DFL rechtens
Die DFL bekräftigte heute, dass aus ihrer Sicht nur der Pay-TV-Anbieter Arena Bundesliga-Spiele live über Kabel und Satellit ausstrahlen darf. Die Internet-Rechte der DT seien mit der Zusammenarbeit mit dem bisherigen Rechteinhaber Premiere allerdings erschöpft, so die DFL. Die Premiere-DT-Allianz sei in dieser Form rechtens.
Arena hatte für die TV-Rechte 200 Mio. Euro bezahlt, während die Deutsche Telekom die Internet-Rechte für 50 Mio. erwarb. Premiere, das bisher die alleinige TV-Rechte hatte, ging bei der Versteigerung Ende letzten Jahres leer aus. Der Premiere-Aktienkurs brach daraufhin ein.
Laut Kofler wurde bei der Ausschreibung der Rechte durch die DFL die Einspeisung des Internet-Live-Signals in TV-Kabelnetze sowie über Antenne und Satellit ausdrücklich ermöglicht.
Premiere will ins Internet
Premiere kündigte zudem an, ab Sommer das gesamte Premiere-Programm, insgesamt 28 Sender, auch als IPTV-Angebot auf der Plattform T-Home von T-Online streamen. Die Abrechnung erfolgt dabei über die Telefonrechnung.
Ziel der Kooperation sei es, dem interaktiven Fernsehen in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, erklärten Raizner und Kofler.
Spezieller Receiver benötigt
Die Kunden benötigen dafür allerdings einen speziellen IP-fähigen Receiver, der den Empfang der digitalen TV-Signale über das Internet-Protokoll in Echtzeit erst ermöglicht.
Der IPTV-Receiver T-Home X300T soll über Rückkanal zudem auch Filmabruf, Sofort-Bestellmöglichkeiten, Spiele und Wetten ermöglichen.
Premiere will offenbar auch für die Deutsche Telekom deren Angebot vermarkten, also ein Paket aus Entertainment, Internet und DSL-Telefonie.
Erschließen neuer Kundengruppen
Kofler hofft, über IPTV neue Zielgruppen zu erschließen. Für DT-Vorstand Raizner ist die Zusammenarbeit ein "weiterer wichtiger Meilenstein in unserer Strategie zur Erschließung des deutschen Breitbandmarktes".
Finanzielle Details zu dem Deal oder was die neuen Angebote bzw. Geräte kosten sollen wurde nicht bekannt. Unklar ist weiters, ob das Angebot nur über Internet auch abgerufen werden kann.
Laut Raizner können an die schnellen VDSL-Netze bis Ende Juni drei Millionen Haushalte angeschlossen werden, ein Jahr später sollen es 13 Millionen in 50 deutschen Städten sein.
Der Bezahlsender war bei der Vergabe der TV-Übertragungsrechte durch die DFL Ende letzten Jahres leer ausgegangen. Daraufhin war auch der Aktienkurs von Premiere eingebrochen.
Vorteile für DT und Premiere
Während die Deutsche Telekom über Premiere an interessante Bezahl-Inhalte für ihr teures VDSL-Netz gelangt, kann Premiere auf diesem Weg auch Kunden erreichen, die keinen Zugang zu Satellit oder Kabel haben. Zudem brauchte die Deutsche Telekom wegen der fehlenden Rundfunklizenz ohnedies die Dienste eines TV-Senders.
Damit würden beide Partner von der Kooperation profitieren - vorausgesetzt die EU-Kommission und die deutsche Bundesregierung können sich wegen der Regulierungsbestimmungen für das VDSL-Netz noch einigen.
Denn rund um das schnelle VDSL-Netz der Deutschen Telekom läuft derzeit alles auf eine Machtprobe zwischen Regierung und EU hinaus.
(dpa | Reuters | AFP)