Industrie hat Angst vor Raubkopier-Boom
Laut der in Washington D.C. [USA] ansässigen Interactive Digital Software Association [IDSA] ging der amerikanischen Video-Spiel-Industrie im vergangenen Jahr durch Raubkopien ein Umsatzplus von 1,9 Milliarden USD [2,1 Mrd. Euro] verloren.
Diese Schätzung findet sich in einem Bericht der International Intellectual Property Alliance [IIPA], der amerikanischen Handels-Abgeordneten überreicht wurde. Die Vereinigung fordert darin ein härteres Vorgehen gegenüber 50 Ländern, die ihrer Meinung nach nicht genug Maßnahmen gegen das illegale Vervielfältigen von Video- und PC-Spielen setzen.
Hälfte der Raubkopien aus Korea und China
Über die Hälfte der Raubkopien würden demnach aus Korea und China
stammen. Jedoch gäbe es neben den genannten 50 noch "100 weitere
Länder, in denen uns die Piraterie einen legitimen Markt für unsere
Produkte entzieht", so IDSA-Präsident Doug Lowenstein. Die IDSA
vertritt führende amerikanische Software-Häuser, darunter Electronic
Arts und Activision.
"Ein Viertel aller Games sind Raubkopien"
Der Verband der Unterhaltungssoftware Deutschland [VUD] schlug im September des Vorjahres ähnliche Töne an: "Ein Viertel aller Computer- und Videospiele in Deutschland sind Raubkopien", mutmaßte Geschäftsführer Ronald Schäfer.
Und bezifferte den durch Software-Piraterie entstandenen jährlichen Schaden auf rund 300 Millionen Euro.
Neues Zeitalter, neues Kopieren
Denn das Kopieren von Medieninhalten habe im digitalen Zeitalter
eine Dimension erreicht, die mit den Erscheinungen bei analogen oder
gedruckten Medien nicht mehr vergleichbar sei, so der VUD.
"Tauschbörsen ersetzen Kino"
Doch nicht nur die Software-Branche fürchtet sich vor den neuen Medien. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen [GVU] ist besorgt über die erhebliche Zunahme von Raubkopien im Filmbereich.
"Man muss jetzt dringend etwas tun, sonst könnte es schlimmsten Falls dahin kommen, dass die Leute nicht mehr ins Kino gehen, weil sie sich illegale Filmkopien aus dem Internet herunterladen", befürchtet der GVU-Jurist Jan Scharringhausen in Hamburg.
"Viele treiben mit digital geklauten Filmen in bester Originalqualität regen Handel vom PC aus. Und Internet-Tauschbörsen bieten brandneue Filme zum Download an, die gerade erst im Kino gestartet sind und dort - wenn auch in minderer Qualität - heimlich abgefilmt wurden", weiß Scharringhausen.
Geldstrafe für Harry-Potter-Raubkopien
In Amerika zeigt ein aktueller Fall, wie hoch die Strafen für
Piraterie inzwischen sind. Zwei Mitglieder einer Raubkopierer-Bande
droht eine Geldstrafe von 250.000 USD [284.000 Euro] für den
illegalen Vertrieb von Windows-XP- und Harry-Potter-Raubkopien.