Wertkarten-PCs für Entwicklungsländer
Am Montag hat Microsoft-Gründer Bill Gates Microsofts Miet-PC-Service "FlexGO" für Entwicklungs- und Schwellenländer in Brasilien vorgestellt. Die zugehörige Hardware wurde nun von Intel-Chef Paul Otellini im indischen Bangalore präsentiert. Der 100-Dollar-Laptop des MIT wird sich hingegen verspäten.
Im Wettrennen der nicht ganz uneigennützig vorangetriebenen PC-Projekte für Entwicklungsländer hat Chipfabrikant AMD mit der Ausstattung des vom Massachussetts Institue of Technology [MIT] propagierten 100-Dollar-Laptop zwar den Auftakt gesetzt.
Der haushohe Marktführer Intel macht jedoch immer deutlicher klar, wer auch die PC-Märkte der Zukunft dominieren wird. Für die ersten fünf Jahre der Erschließung weltweiter "Emerging Markets" [Hoffnungsmärkte] in den Entwicklungsländern hat Intel eine Milliarde Dollar aufgestellt.
Inder, entdecket den PC ...
Mit einem Gutteil dieser Summe winkte Intel-Chef Otellini am Dienstag bei einer Rede in Bangalore. Indien werde in der Entwicklung des Fünfjahresprogramms eine Schlüsselrolle zukommen, versprach Otellini. Der erste Schritt zu verbesserten Lebensumständen besteht im Vertrieb von Intel-PCs unter dem Motto "Entdecke den PC".
... mit 20 Prozent Rabatt
Damit das "Entdecken" auch umgehend beginnen kann, kündigte Otellini einen Desktop-PC für Indien mit 20 Prozent Preisnachlass an, verglichen mit ebenso leistungsstarken Intel-PCs, die bereits jetzt in Indien angeboten werden.
Das mit den Hardware-Herstellern HCL, Millennium, PCS, Wipro und Zenith Computers produzierte Equipment sei binnen acht Wochen lieferbar, versprach Otellini.
Bill Gates in Brasilien
Tags zuvor hatte Bill Gates in Brasilien Microsofts "FlexGo"-Service vorgestellt, natürlich powered by Intel. Otellini wiederum pries Microsofts "FlexGo"-System in Bangalore als optimale Lösung für Indien.
1,3 Milliarden Haushalte weltweit, die weder über PC noch Internet verfügen, sollen Miet-PCs mit Microsofts neuem Abrechnungsystem verwenden, die der örtliche Internet-Provider subventioniert. Nach Muster der Wertkartenhandys kauft der "FlexgGo"-Benutzer für die Internet-Nutzung ein Minutenkontingent.
Während der 100-Dollar-Laptop des MIT nur über einen internen Flash-Speicher von 500 MB verfügt, hatten Intel und Microsoft stets drauf bestanden, nur "echte" PCs für Entwicklungsländer hätten Sinn.
"Trusted Computing" für Arme
Damit die Armen dieser Welt mit den Miet-PCs auch keinen Unsinn machen, wie etwa den Bezahlmechanismus zu knacken, um frei ins Internet zu gehen, oder gar Kopien von Software anzufertigen, ist Sicherheit das Hauptthema.
Am Anfang wird FlexGo und damit der PC durch ein eigenes BIOS von Microsoft abgesichert, das alle Internet-Zugriffe protokolliert.
Für 2007 werden Intel und auch AMD diese Kontrollmöglichkeit direkt im Prozessor integriert haben, Infineon steuert einen Schaltkreis seines "Trusted Computing Platform Module" bei, das eigentlich für den Gebrauch beim Militär entwickelt wurde.
98 Prozent haben Microsoft nie benützt
Laut Otellini verfügen erst zwei Prozent von Indiens Bevölkerung über einen PC mit Internet-Zugang oder benützen ein derartiges Gerät.
Dass 98 Prozent von insgesamt einer Milliarde Indern weder ein Produkt von Microsoft noch eins von Intel je benutzt haben, erleichtert das Verstehen von Reiseplänen: Mit Mexiko, Brasilien, Ägypten, Ghana und Nigeria stehen die bevölkerungsstärksten Märkte des armen Teils der Welt auf Intels Liste.
Ganz hat sich Intel freilich nicht an Microsoft gebunden, für Mexiko etwa werden die Intel-PCs auch mit Linux angeboten.
Unter diesem Betriebssystem soll auch der von Gates verspottete 100-Dollar-Laptop des MIT laufen.
Doch vom jüngst in "One Laptop Per Child" umbenannten Projekt wurde der erste Prototyp mit 400-MHz-AMD-Prozessor erst Anfang Mai aus Taiwan in die USA geliefert. Die Hardware-Teile waren insgesamt schlicht zu teuer, jetzt soll der Laptop anfangs um die 130 Dollar kosten, wenn er einmal fertig ist.
(futurezone | EE-Times | Forbes | Reuters)