NSA-Lauschangriff gefährdet Sicherheit
Aus Gründen der nationalen Sicherheit will US-Geheimdienstkoordinator John Negroponte Milliardenklagen gegen die US-Telekoms Verizon, AT&T und BellSouth niederschlagen. Diese haben dem Geheimdienst NSA direkten Zugang zu ihren Netzen und damit Datenverkehr gewährt.
Schwere Schäden für nationale Sicherheit
Das Justizministerium der USA hat die zuständigen Richter aufgefordert, mehrere Klagen gegen die Netzwerkbetreiber AT&T und Verizon abzuweisen.
Der oberste Geheimdienstkoordinator John Negroponte warnte davor, dass im Zuge der nachfolgenden Gerichtsverfahren zwangsläufig Staatsgeheimnisse preisgegeben würden, was einen "außergewöhnlich schweren Schaden" für die nationale Sicherheit bedeuten würde.
Von der NSA zur CIA
All das geschah am vergangenen Freitag, als der ehemalige NSA-Chef Michael Hayden, unter dessen Ägide der Überwachungsskandal begonnen hatte, vom Senat als neuer CIA-Direktor bestätigt wurde.
Ein Ende der täglichen Medienberichte mit immer neuen Enthüllungen rund um die NSA ist damit freilich nicht in Sicht - im Gegenteil.
Über die Tätigkeit des größten und auch obskursten Militärgeheimdienstes der USA in den Telekom-Rechenzentren ist in den letzten Wochen und Tagen so viel an "Staatsgeheimnissen" wie noch nie ans Licht gekommen.
Klage im Wert eines Jahresumsatzes
Am Freitag hat die große US-Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union bekannt gegeben, dass sie sich den Klagen gegen die Netzbetreiber AT&T, Verizon und BellSouth wegen widerrechtlicher Datenweitergabe anschließen werde.
Die Klagen haben einen Gesamtstreitwert von 200 Milliarden Dollar, was ziemlich genau dem Jahresumsatz aller drei beklagten Unternehmen entspricht.
Telekoms fordern Gegendarstellung
BellSouth verlangte unterdessen von der US-Zeitung USAToday, die den letzten Stein ins Rollen gebracht hatte, dass diese ihre Anschuldigungen zurück zieht.
Direkter Zugriff für NSA
AT&T, Verizon und BellSouth, die zusammen auf mehr als 200 Millionen Kunden kommen, haben der NSA illegalerweise die technischen Möglichkeiten eröffnet, den gesamten Datenverkehr direkt an den zentralen Routern abzugreifen.
Über einen so genannten "Splitter" dupliziert die NSA den gesamten Verkehr auf der Glasfaser und verteilt ihn auf Batterien von Analyse-Servern.
Dass dieses Öffnen der Netze für die Militärspione keine zwingende Notwendigkeit darstellte, zeigt der Fall eines anderen Netzbetreibers. Qwest hatte sich strikt- und folgenlos geweigert, der NSA Zugriff auf die Leitungen zu geben.
Auch die US-Regulierungsbehörde FCC sah sich zuletzt laut Aussage ihres Chefs Kevin Martin außerstande, die ansich geheimen Aktivitäten der NSA zu hinterfragen.
Das nächste Staatgeheimnis
Montag vergangener Woche publizierte das Netzmagazin Wired die Aussage von Mark Klein, dem ehemaligen AT&T-Techniker, der die Affäre ursprünglich ins Rollen gebracht hatte, im Volltext.
Kleins Aussagen über geheime Überwachungszentralen ["secret chambers"], die AT&T für die Militärs eingerichtete hatte, wurden ausgerechnet durch die Anwälte seines ehemaligen Arbeitgebers bestätigt.
Deren Eingabe vor Gericht enthält auch einzelne, aus Gründen der "nationalen Sicherheit" geschwärzte Passagen. Die erwiesen sich nachträglich als durchaus lesbar, denn das veröffentlichte PDF-Dokument enthielt offenbar die Erstellungsgeschichte" des PDF-Dokuments.
(futurezone | AP | Reuters | Wired)