Wettkampf um Online-Videos

02.06.2006

Nach YouTube und Google bietet nun auch Yahoo das Hochladen eigener Videos an. Für Yahoo und Google ist das Angebot eine Erweiterung ihres Portfolios, für YouTube die einzige Geschäftsgrundlage - Geld verdient hat allerdings bis dato noch keiner damit.

Bisher war das Video-Angebot von Yahoo rein auf die Suche von Videos im Netz bzw. hauseigene Musikvideos ausgelegt, nun können bei dem Internet-Dienstleister auch eigene Videos hochgeladen werden.

Wie bei YouTube können Videos kategorisiert und bewertet werden und User sich eigene Profile erstellen.

Online-Videos boomen ohne Ende

Der Einstieg von Yahoo in das ressourcenfressende Videogeschäft, Videos verbrauchen bekanntlich viel Speicherplatz und Bandbreite, liegt auf der Hand: Videos im Netz boomen.

Alleine der Traffic bei YouTube wuchs laut den Marktforschern von Nielsen/Netratings von Oktober bis April um mehr als 2.000 Prozent, täglich werden dort 40 Millionen Videos abgerufen und 35.000 neue gepostet.

In nur einem Jahr hat sich YouTube damit auf Platz 27 der weltweit populärsten Websites gemausert – mit Content, für den die Betreiber nicht einmal zahlen müssen und der offenbar trotzdem gefragt ist.

Online-Videos zu Geld machen?

Die beiden YouTube-Gründer Chad Hurley und Steve Chen suchten vor über einem Jahr schlicht einen Weg, möglichst einfach und schnell Videos im Netz hochladen und dann als Link verschicken zu können. Mittlerweile hat YouTube im Monat mehr als zwölf Millionen Besucher.

Doch die Technik dahinter kostet Geld. Bisher lebten die beiden vom Geld des Investors Sequoia Capital. Hurley und Chen suchen zwar bereits Wege, die Popularität ihrer Website zu Geld machen zu können, doch sie müssen vorsichtig sein.

Zwischen Content und Nutzern

Auf der einen Seite profitiert die Website von Urheberrechtlich geschützten Inhalten, die möglichen Werbepartnern ein Dorn im Auge sein könnten. Auf der anderen Seite dürfen sie mit Restriktionen oder exklusiven Deals mit Content-Partnern aber auch ihr wertvollstes Kapital, ihre User, nicht vergraulen.

Yahoo und Google stehen vor einer anderen Herausforderung: Sie müssen mit ihren Services genügend Nutzer anziehen, damit Werbekunden auf den dazugehörigen Sites auch Werbungen schalten.

Google etwa testet noch, wie man mit Online-Videos Geld machen könnte. Derzeit wolle sich der Anbieter auf die Schaffung eines großartigen Produkts konzentrieren, später dann, wie man am besten Videowerbung machen und verkaufen kann, so ein Firmensprecher gegenüber Analysten.

Google hat das Problem zum Teil damit gelöst, dass es bei Google auch Kaufvideos gibt. Doch Google hat die eigentlich als Videosuche angelegte Site seit dem Start ebenfalls ständig nachjustiert und bietet mittlerweile Links zum Einbauen der Videos in Websites oder zum Verschicken.

Yahoo startet aus der letzten Reihe

Yahoo zieht nun als Letzter nach und muss gegenüber YouTube viel Boden wettmachen. Laut Nielsen/NetRatings liegt Yahoos Videoservice mit 2,6 Millionen Besuchern im April weit abgeschlagen hinter YouTube mit 12,5 oder auch MSN Video mit 9,5 Mio. Nutzern.

Für Yahoo geht es aber vor allem um die Vervollständigung des Sortiments - dabei setzt der Anbieter auch auf anderen Content aus dem eigenen Haus, den es mit den Videos verknüpfen will, wie etwa Nachrichten oder Reisen. Die Videossuche liefert aber auch Videos von YouTube und MTV.

Und während YouTube noch von den 11,5 Millionen Dollar von Sequoia zehrt, hat Yahoo im ersten Quartal dieses Jahres unter anderem mit Online-Werbung 160 Millionen Dollar verdient und 1,4 Mrd. Dollar auf der hohen Kante - und damit einen langen Atem.

(futurezone | AP | Reuters | BusinessWeek | Mercury News)