Microsoft, Java und die Sicherheit
Das .NET-Framework, erstmals vor rund zwei Jahren vorgestellt, beginnt nun Fuß zu fassen.
Spätestens seit der Vorstellung des Entwicklerwerkzeuges "Visual Studio .NET" haben eine Vielzahl von Entwicklern Zugang zur einfachen Implementierung von Programmen auf der .NET-Plattform. Mit mehr als 2,3 Millionen Programmierern, die Visual Basic verwenden, ist somit eine ideale Basis für die Verbreitung von .NET-Services geschaffen.
.NET ist eine Softwareplattform; eine programmiersprachenneutrale Umgebung, in der Programme geschrieben werden können. Anstatt eine spezifische Hardware- und Betriebssystem-Kombination anzusprechen, greifen die Programme auf ein .NET-Framework zurück, das auf einer Vielzahl von Umgebungen läuft.
.NET gegen Java
Oft wird der Vergleich mit Java herangezogen - eine Diktion, die
bei Microsoft nicht gerne gehört wird. "Die .NET-Kerntechnologie
wurde bei der ECMA als offener Standard eingereicht", so Alexander
Holy, zuständig für .NET bei Microsoft Österreich. "Sun aber hält
alle Rechte an Java und gibt nur zeitlich begrenzte Lizenzen aus."
Darüber hinaus sei unter .NET 20 bis 30 Prozent weniger Sourcecode
zu schreiben als bei Java.
Sprachen- und plattformunabhängig
.NET ist im Gegensatz zu Java sprachenunabhängig - das heißt, die Programme können prinzipiell in jeder beliebigen Programmiersprache entwickelt werden. Microsoft geht allerdings laut Holy davon aus, dass sich in der Praxis Visual Basic und C# als die gängigsten Lösungen herauskristallisieren werden.
.NET greift auf die so genannte "Just-in-time-Kompilierung" [JIT] zurück - das heißt, die Programme werden nicht vor der Auslieferung in Maschinensprache umgewandelt, wie es sonst üblich ist. Stattdessen wird der benötigte Code beim Programmstart kompiliert, was laut Holy den Vorteil hat, dass der JIT-Compiler, der auf die jeweilige Hardware- und Betriebssystemplattform zugeschnitten ist, einen optimalen Maschinencode generiert. So kann eine unter .NET entwickelte Applikation optimiert für AMD-Chips unter Windows laufen oder etwa für RISC-Prozessoren unter FreeBSD.
Keine Geschwindigkeitseinbußen
"Die Applikationen erreichen eine Geschwindigkeit von 90 bis 105
Prozent eines herkömmlichen C-Programms", will Holy Argumente um
Geschwindigkeitseinbußen, wie sie etwa bei Java bekannt sind, nicht
gelten lassen.
Sicherheitslücken und Bugs
Um die .NET-Strategie auch für den Anwender schmackhaft zu machen, wird laut MS ständig an der Beseitigung von Bugs und Sicherheitslücken gearbeitet. Erst kürzlich hat Bill Gates die Parole ausgegeben, für mehr Absturz- und Angriffssicherheit zu sorgen. Für die Sicherheit der Produkte zu sorgen sei zentral für den Erfolg der .NET-Strategie, so Gates in einem Memo an 47.000 Microsoft-Mitarbeiter.
Die neue Schiene des "Trustworthy Computing" hat daher derzeit höchste Priorität. Dabei gehe es aber nicht um die Imageverbesserung an sich, so Marketingmanager Thomas Lutz. "Das ist höchstens ein angenehmer Nebeneffekt. Uns liegt vor allem das Vertrauen in unsere Produkte am Herzen."
Feindliche Umgebung für Software
In der Vergangenheit wäre das Thema Security bisweilen
vernachlässigt gewesen. "Wir geben zu, dass wir früher
beispielsweise den Microsoft Information Server mit zu laschen
Standardeinstellungen ausgeliefert haben", so Lutz. "Die Zeiten
haben sich allerdings geändert - wir leben in einem 'hostile
environment'."