Roboter als Kriegsberichterstatter
Der Wissenschaftler Chris Csikszentmihalyi vom Massachusetts Institute of Technology [MIT] hat einen Roboter entwickelt, der die Aufgaben eines Kriegsberichterstatters erfüllen soll.
Der über einen Satelliten verbundene und via Internet zu steuernde Roboter soll in Zukunft auf Schlachtfeldern und an anderen gefährlichen Orten zum Einsatz kommen und Informationen "unzensuriert" und zugleich ohne Gefährdung von Menschen direkt über das Internet übermitteln.
"Warum nicht auch Robo-Reporter?"
"Natürlich ist es besser, wenn sich ein menschlicher
Berichterstatter überall frei bewegen kann", meint Csikszentmihalyi.
"Aber da genau das eben nicht geht, habe ich mir gedacht, wenn das
Militär Roboter einsetzen kann, warum nicht auch die Journalisten?"
Bereits erfolgreich getestet
Der 33-jährige Techniker, Künstler und Leiter des MIT Media Lab "Computing Culture Group" begann letzten Dezember den ersten nicht militärischen Roboter als Kriegsberichterstatter, den "Afghan Explorer", zu entwickeln.
Der Explorer hat bereits erste Tests auf freiem Gelände erfolgreich hinter sich gebracht.
Anderes Projekt des Wissenschaftlers
Wenn es nach Csikszentmihalyi ginge, könnte auch ein DJ künftig
ununterbrochen wach sein und ohne chemisch induzierte
Bewusstseinsteigerungen tagelang Sets auflegen. Vorausgesetzt, er
ist ein Roboter. So einer wie der "DJ I, Robot", der von seinem
Macher als "erstes zufallsgesteuertes, total analoges robotisches
DJ-System" angepriesen wird.
Aufbau des rasenden Roboter-Reporters
Csikszentmihalyi wollte seinen Explorer so schnell wie möglich fertig bekommen, deswegen vetraute er auf Technik "von der Stange" und empfand den Roboter der US-Raumsonde "Pathfinder" nach.
Einen Meter lang und 65 Zentimter breit, bewegt sich der Explorer auf Rädern mit 35,6 Zentimeter Durchmesser und hat einen Bildschirm und ein Mikrofon an seinem 1,3 Meter langen "Hals" angebracht, sodass er stehende Erwachsene problemlos interviewen kann.
"Es ist eine Konferenzschaltung auf Rädern", beschreibt der Entwickler sein Vehikel.
"Versuch ist es wert"
"Vielleicht werde ich schon am ersten Tag 'erschossen', in alle
Einzelteile zerlegt und verkauft", schmunzelt Csikszentmihalyi.
"Aber für mich ist es einen Versuch wert."
Vor- und Nachteile
Der rasende Roboter-Reporter hat zwar entscheidende Vorteile gegenüber seinen menschlichen Kollegen. Das Gerät muss weder Nahrung zu sich nehmen noch anderen menschlichen Bedürfnissen nachgehen.
Andererseits benötigt es viel "Schlaf" [nur durchgehender starker Sonnenschein könnte das solarbetriebene Vehikel am Laufen halten], es muss aus einer Redaktion ferngesteuert werden - und es besteht immer die Gefahr, dass der Roboter in irgendeiner Ecke stecken bleibt.
Soziale Aspekte der Mission
Den Berkeley-Roboter-Spezialisten Ken Goldberg interessieren vor allem die sozialen Aspekte der Robotik-Mission. "Zu sehen, wie die Menschen an Ort und Stelle auf den Roboter reagieren, welchen Umgang sie miteinander oder mit ihm pflegen, ob sie ihn vielleicht sogar reparieren oder auf den richtigen Weg bringen, diese Überlegungen faszinieren mich besonders."
Schwieriges Gelände
Natalie Jeremijenko, Professorin an der Universität Yale und Techno-Künstlerin [unter anderem bei der Ars Electronica 2001], meint, dass die Umsetzung des "Pathfinder-Robo-Reporters" die Sache auf den Punkt bringt - der Wissensstand der meisten Amerikaner über Afghanistan sei auf derselben Stufe wie über den Mars.
Trotzdem gibt sie dem Roboter geringe Chancen, sich wirklich durchzusetzen.
"Roboter brauchen mehr Pflege als junge Kätzchen", merkt Jeremijenko an. "Sogar die widerstandsfähigsten Industrieroboter benötigen konstante Wartungsarbeiten und Pflege, und das Gelände in Afghanistan ist sicher nicht leicht zu bewältigen."