Rechtshickhack um AllofMP3.com
Das russische Download-Portal AllofMP3.com erfreut sich international anhaltender Beliebtheit. Die Rechtssituation bleibt allerdings zweifelhaft. Während die Betreiber auf eine gültige Lizenz für den Verkauf in Russland verweisen, stellt die Musikindustrie dies vehement in Abrede.
Das russische Download-Portal AllofMP3.com gilt seit langem als eine Art Geheimtipp für günstige Musikdownloads.
Viele User lockt das Service, da die angebotenen Titel dort nur wenige Cent kosten. Liegt der Preis für einen Song bei iTunes etwa bei 99 Cent, bekommt man dafür bei AllofMP3.com schon fast ein ganzes Album.
Abrechnung nach Download-Volumen
Der innovative Ansatz: Abgerechnet wird nach heruntergeladener Datenmenge [laut Website 0,2 US-Cent pro MB] bei frei wählbarer Qualität, bezahlt wird mit Kreditkarte.
Verschiedenste Formate [MP3, Windows Media Audio, Ogg Vorbis, MPC, MPEG-4 AAC, etc.] werden angeboten, das Brennen ist nicht eingeschränkt.
IFPI: "Dienst eindeutig illegal"
Doch was nach dem legalen Download-Paradies für jeden Musikfan klingt, hat freilich einen Haken: Laut dem Phonoverband IFPI ist das Service "weder in Russland, noch irgendwo sonst" legal.
Laut einer Umfrage liegt Allofmp3 in Großbritannien bei der Beliebtheit sogar auf Platz zwei hinter Apples iTunes.
Schwierige Rechtsdurchsetzung in Russland
Schon seit Monaten versucht die Musikindustrie den russischen Betreibern Herr zu werden, ein Strafverfahren in Moskau läuft.
Der Grund für den Weiterbestand von AllofMP3.com liegt laut Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der IFPI Österreich, allein an der schwierigen Rechtsdurchsetzung in Russland. Sie sei langsam, wenig effektiv und mit europäischen Standards nicht vergleichbar.
"Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich AllofMP3.com unverhohlen über die Rechte von Künstlern und Labels hinwegsetzt - und für sein illegales Angebot auch noch Geld verlangt," so Medwenitsch.
AllofMP3: "Verstoßen gegen kein Gesetz"
AllofMP3.com freilich sieht dies anders. Erst vor wenigen Tagen nahmen die Betreiber zu den Vorwürfen Stellung und verwiesen darauf, dass auch mehrfache Untersuchungen durch die russischen Behörden niemals eine Rechtsverletzungen ergeben hätten.
Lizenzen für Russland bezahlt
Man bezahle regelmäßig erhebliche Urheberrechtsabgaben an die russischen Verwertungsgesellschaften [Hinweis: für Österreich gilt diese russische Lizenz jedoch nicht] und bewerbe die Website nicht im Ausland.
AllofMP3 respektiere die Gesetze und sei an langfristigen Geschäften unter Einhaltung nationaler wie internationaler Rechte interessiert.
Newcomer mp3stor.com
Inzwischen bietet ein zweiter Dienst mit Sitz in der Ukraine den Online-Musikdownload. Mp3stor.com ähnelt nicht nur optisch, sondern auch bei der Preisgestaltung AllofMP3, weist aber jeden Zusammenhang von sich und hält angeblich eine eigene Lizenz.
Internationales Repertoire inkl. Christl
Trotz der Beteuerungen der Betreiber, den Service im Ausland nicht zu promoten, fällt auf, dass die Website auch auf Englisch verfügbar und die Preise in US-Dollar angegeben sind.
Auf der Startseite wird zudem ein internationales Repertoire durch Listung der Nationalen Charts der USA, Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs angepriesen. Mit Christina Stürmer ist selbst österreichisches im Programm.
Konsequenzen für Kunden?
Unklar bleibt, welche Konsequenzen sich für Kunden der Plattform wegen der zweifelhaften Rechtslage ergeben könnten.
Anzunehmen ist jedoch, dass Privatanwender, die den Dienst nutzen, wohl derzeit keine rechtlichen Folgen fürchten müssen. Die IFPI hatte im Vorjahr betont, ein Vorgehen gegen einzelne Nutzer sei nicht geplant.