Warten auf den Video-Wahlkampf

09.06.2006

Angela Merkel hat es vorgemacht - in Österreich will allerdings noch keiner nachziehen: Die SPÖ wägt zwischen Kosteneinsatz und realem Nutzen ab, die ÖVP ist zwar technisch gerüstet, wartet aber noch auf das Okay von ganz oben.

Der erste Video-Podcast der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für einiges Aufsehen gesorgt.

Mit einem Online-Video wandte sich die deutsche Kanzlerin am Donnerstag erstmals direkt und ohne Umweg über das Fernsehen direkt an die Bürger - mit einer Grußbotschaft zur Fußball-WM.

ÖVP wartet auf Okay von oben

Österreichs Großparteien sind in diesem Bereich noch etwas zögerlich. Videos mit dem ÖVP-Spitzenkandidaten Wolfgang Schüssel sind laut ÖVP-Pressestelle jederzeit möglich, technisch sei man bereit, es werde nur noch auf das Okay vom "Chef" gewartet. Auch über ein Weblog zum Wahlkampf wird nachgedacht.

In regelmäßigen Abständen will Merkel ab sofort ihre Sicht und die der deutschen Bundesregierung im Web darbieten - wer will, kann sich die Videos auch herunterladen und auf seinen iPod spielen.

ÖVP setzt auf Multimedia

Die ÖVP setzt online auf ein durch und durch multimediales Angebot. Im Angebot stehen [Audio-]Podcasts, ein Live-Teletext zur Fußball-WM und auch Videos, vorerst allerdings nur von Klubchef Willhelm Molterer.

Audio-Podcasts hat die ÖVP seit rund einem halben Jahr im Angebot, und offenbar werden diese auch genutzt: Rund 100 Downloads gebe es pro Tag, so die ÖVP, rund 20.000 Podcasts seien zu Themen wie "Familienhospiz-Karenz: Meilenstein der Bundesregierung" heruntergeladen worden - nicht klar ist dabei allerdings, von wem genau.

SPÖ rechnet Aufwand gegen Ertrag

Video-Podcasts kann sich SPÖ-Pressesprecher Josef Kalina für seinen Spitzenkandidaten Alfred Gusenbauer schwer vorstellen, auch wenn Überlegungen dazu offenbar im Raum stehen.

Videos und der Aufwand dahinter müssten sich rechnen, so Kalina, der sich persönlich auch nicht vorstellen kann, dass jemand einen Politiker als [Video-]Podcast zum Mitnehmen auf seinen iPod lädt.

Nur Angebote mit Nutzen

Die SPÖ wolle nur Angebote machen, die auch genutzt werden, so Kalina. Zwar hat die Website der SPÖ laut Kalina gute Zugriffszahlen, er vermute allerdings stark, dass sich vor allem Mitglieder aus den eigenen Reihen dort informieren, aber nicht das eigentliche Zielpublikum: der potenzielle Wähler.

Indirekt gesteht Kalina zudem auch ein, dass die SPÖ-Website einer Überarbeitung bedürfe. Entsprechend wird sie demnächst einem Relaunch unterzogen.

(futurezone | Nadja Igler)