Milliardendeal von Siemens und Nokia
Der Siemens-Konzern legt Teile der kriselnden Netzwerksparte Com mit dem entsprechenden Bereich des Konkurrenten Nokia zusammen. Mit der Milliardenfusion entsteht der viertgrößte Telekommunikationsausrüster der Welt.
Das neu geschaffene "Nokia Siemens Networks"-Gemeinschaftsunternehmen umfasst knapp 16 Milliarden Euro Umsatz und 60.000 Beschäftigte. Die Fusion soll bis Ende des Jahres vollzogen werden.
Damit treiben die beiden Unternehmen die Konsolidierung in der weltweiten Telekom-Branche weiter voran.
Nokia und Siemens wollen bis 2010 jährliche Spareffekte von 1,5 Milliarden Euro erreichen.
Immer wieder wurde spekuliert, Siemens-Chef Klaus Kleinfeld könnte Teile der seit langem kriselnden Com-Sparte verkaufen oder sie komplett abstoßen.
Kleinfeld hatte im vergangenen Jahr bereits das verlustreiche Mobilfunkgeschäft abgespalten und an BenQ abgegeben.
Weiterer Stellenabbau
Nach der Fusion ist auch mit einer deutlichen Stellenreduktion zu rechnen.
Bis zum Jahr 2010 könnten zwischen zehn und 15 Prozent der Arbeitsplätze eingespart werden, so eine Siemens-Sprecherin.
Es müsse sich aber nicht zwangsläufig um Stellenstreichungen handeln, ergänzte die Sprecherin. Auch Verlagerungen seien denkbar.
Auch Österreich betroffen
In Österreich sind insgesamt knapp 400 Mitarbeiter von der Zusammenlegung der Netzwerksparten von betroffen.
Ob und wie viele Stellen in Österreich im Zuge der Zusammenlegung wegfallen, sei heute noch nicht absehbar, erklärte Siemens Österreich-Sprecher Harald Stockbauer.
Nokia Österreich beschäftigt rund 100 Vollzeit-Beschäftigte in der Netzwerksparte, so Nokia Österreich-Sprecherin Barbara Fürchtegott.
Finnen mit mehr Einfluss
An dem Joint Venture halten die Konzerne jeweils 50 Prozent. Nokia Siemens Networks wird den Hauptsitz in Helsinki haben.
Die weiteren Com-Bereiche
Für das Geschäft mit firmeninternen Netzwerken [Enterprises] sucht Siemens noch eine Lösung.
Verhandlungen über eine Konsolidierung der Branche würden bereits geführt, hieß es in einer Mitteilung. In der Branche wird davon ausgegangen, dass Siemens diesen Bereich ebenfalls abstoßen wird.
Das Geschäft mit Industriefunklösungen ["Wireless Modules"] werde in die Automatisierungs-Sparte von Siemens A&D eingegliedert.
Viertgrößter Telekom-Ausrüster
Die Kartellbehörden müssen der Megafusion noch zustimmen. Geben sie grünes Licht, entsteht der viertgrößte Telekom-Ausrüster.
Weltmarktführer ist Lucent-Alcatel mit umgerechnet 19,8 Mrd. Euro, knapp gefolgt von Cisco Systems mit 19,7 Mrd. Euro und Ericsson mit 16,4 Mrd. Euro. Hinter Siemens folgt Nortel mit 8,3 Mrd. Euro.
Lob von der Börse
Börsianer zeigten sich von dem Schritt angetan. Die Siemens-Aktie schnellte um über acht Prozent auf knapp 68 Euro in die Höhe, auch die Nokia-Papiere gewannen in Helsinki um mehr als drei Prozent auf 16,13 Euro.
(dpa | Reuters)