FIFA lehnt Videobeweis weiter ab

fussball
19.06.2006

Trotz der umstrittenen Entscheidung im Spiel Frankreich gegen Südkorea sperrt sich die FIFA weiter gegen die Zulassung eines Videobeweises.

Videobeweise existieren bereits in einer Reihe von Sportarten wie American Football, Eishockey, Fechten, Turnen und als Test auch im Tennis.

Durch das WM-Spiel Frankreich gegen Südkorea [1:1] wurde nun die Diskussion um einen Videobeweis im Fußball neu entfacht. Dem Franzosen Patrick Vieira war in der 31. Minute ein Kopfball-Tor nicht zugesprochen worden, was sich durch TV-Bilder nachträglich als Fehlentscheidung herausstellte.

FIFA: "Fehler gehören dazu"

Der Fußball-Weltverband FIFA bleibt jedoch beim klaren Nein zum Videobeweis. "Das wollen wir nicht", erklärte FIFA-Mediendirektor Markus Siegler am Montag in Berlin.

Quer gestellt hat sich vor allem FIFA-Präsident Joseph Blatter. "Das Spiel muss sein menschliches Gesicht behalten, und dazu gehören eben auch Fehler", betont er immer wieder, "wenn der Fußball wissenschaftlich wird, verliert er seine Faszination."

Auch Chip-Wuchtel muss warten

Die digitale Unterstützung für Schiedsrichter in Form eines im Ball integrierten Funkchips wurde bei der U-17-Weltmeisterschaft im September 2005 in Peru getestet. Die FIFA entschied danach, dass der Einsatz noch warten muss.

Schiedsrichter für mehr Technik-Assistenz

Die FIFA will aber am Ball bleiben, was den Treffer-Beweis angeht. "Jede Technik, die mit Toren zu tun hat, behalten wir im Blick", erklärte Angel Maria Villar Llona [Spanien], der Vorsitzende der FIFA-Schiedsrichterkommission.

Vielleicht hilft ein vom italienischen Verband der Regel-Kommission der FIFA im März vorgestelltes Projekt weiter. "Bei dem Vorschlag ging es um ein Kamera-System, mit dem festgestellt werden kann, ob ein Ball die Torlinie passiert hat oder nicht", berichtete Siegler.

Einen Durchbruch in Sachen technischer "Hilfsschiri" würde der deutsche FIFA-Referee Markus Merk jedenfalls begrüßen: "Wir Schiedsrichter haben den Chip im Ball nie abgelehnt. Solche Hilfsmittel wünschen wir uns seit dem Wembley-Tor von 1966."

Virtuelle Trainerhilfe

In der Vorbereitung setzen Fußball-Trainer bereits virtuelle Kotrainer zur Optimierung der Leistungen ihrer Spieler ein. So überwacht und analysiert das österreichsche Fußball-Analyse-System LPM in Echtzeit und 3-D den körperlichen und taktischen Einsatz der Kicker.

(dpa)