24.03.2002

DIGITAL ANGEL

Bildquelle: ZL

"Mom, ich möchte Cyborg werden"

Die US-Firma Applied Digital Solutions [ADS] hat offensichtlich den idealen Werbeträger für ihren umstrittenen Mikrochip gefunden, der Menschen unter der Haut eingepflanzt werden kann.

In wenigen Wochen soll eine ganze Versuchsfamilie mit dem "VeriChip" ausgerüstet werden. Der reiskorngroße Chip, den sich die Familie Jacobs einsetzen lässt, enthält nur wenige Informationen. Vater Jeffrey ist krebskrank, Sohn Derek Allergiker.

Sie erhoffen sich von dem Implantat, dass ihre Daten im Falle eines Unfalls jederzeit verfügbar sind - Sie müssen dafür nur mit einem Scanner abgetastet werden.

"Mom, ich möchte Cyborg werden"

ADS wittert mit dem Chip das große Geschäft. Seit den Anschlägen vom 11. September ist in den USA das Interesse an Technologie, die zur Identifizierung benutzt werden kann, deutlich gestiegen.

Und sollte die Gesundheitsbehörde wie erwartet den Chip in wenigen Wochen genehmigen, könnte er tausenden Menschen, die sich bereits gemeldet haben, in einem einfachen Verfahren unter die Haut gepflanzt werden.

Die Cyborg-Familie scheint als Werbeträger ideal: Laut der offizillen Version ist Derek schlicht "begeistert von der neuen Technologie". Als er davon zum ersten Mal hörte, soll er gesagt haben: "Mom, ich möchte der erste Junge sein, der den Chip eingepflanzt bekommt." Anschließend soll er seine ganze Familie überredet haben, sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen.

Der digitale Engel

Der "VeriChip" sei nur der Anfang, sagt ADS-Cheftechniker Keith Bolton. Künftig könnte bis zu einem MB an Informationen auf dem Chip gespeichert werden.

Zudem soll der "VeriChip" mit einem anderen Produkt des Unternehmens, dem "Digital Angel" kombiniert werden. Dieses Gerät von der Größe einer Zigarettenschachtel überwacht Blutdruck, Herztöne und Puls von Patienten und überträgt zugleich ihren genauen Aufenthaltsort über ein satellitengestütztes Navigationssystem [GPS].

Applied Digital Solutions hat bereits ein Abkommen mit der Gefängnisbehörde in Kalifornien geschlossen, um die Bewegungen von Häftlingen, die auf Bewährung entlassen werden, mit Hilfe des "Digitalen Engels" zu überwachen.

Ziel des Unternehmens ist es nun, die beiden Produkte so zu vereinen, dass sie zusammen nur noch die Größe einer Münze haben, damit ebenfalls eingepflanzt werden und stets die Daten des Probanden übertragen können.