Apple verhandelt über Film-Downloads

20.06.2006

Nach Musik und TV-Serien will Apple über seinen Online-Dienst iTunes nun auch Filme zum Herunterladen anbieten. Mit allen großen Filmstudios sollen bereits entsprechende Verhandlungen laufen. Streitpunkt ist aber wieder einmal der Preis.

Bereits ab Ende 2006 könnte Apple Filme auf iTunes zum Herunterladen anbieten, berichten "Variety" und das "Wall Street Journal" ["WSJ"].

Das Problem bei den Verhandlungen seien derzeit allerdings die bisher unterschiedlichen Preisvorstellungen.

Einheitspreis von 9,99 Dollar

Laut "WSJ" hat Apple die Studios vor einigen Monaten auf Filmlizenzen angesprochen. Das Unternehmen ist demnach in Diskussionen mit Disney, Warner Bros. [Time Warner], Twentieth Century Fox [News Corp.], Sony Pictures Entertainment, Universal Studios [General Electric] und Paramount Pictures [Viacom].

Apple-Chef Steve Jobs soll laut "Variety" einen Einheitspreis pro Film von 9,99 Dollar anstreben, was die Filmstudios aber strikt ablehnen.

Filmstudios wollen gestaffelte Preise

Sie wollen wie bei DVDs lieber gestaffelte Preise je nach Aktualität des Films. Laut "WSJ" diskutierten einige Studios jetzt Preise von rund 14,99 Dollar und niedrigere Preise für ältere Filme. Einige Studios wollten sogar einen noch höheren Preis.

Die Studios wollen laut "Variety" die Hoheit über die Preisgestaltung nicht aufgeben - die Plattenfirmen mussten sich zuletzt erneut Jobs und seinem Einheitspreis von 99 US-Cent je Song geschlagen geben.

Jobs hatte die Abweichung vom derzeitigen Einheitspreis immer kategorisch ablehnt. Für ihn sind 99 Cent genau jene Schmerzgrenze, bei der sich die Kunden eher für legale Musik entscheiden, bevor sie im Internet illegale Angebote nutzen.

Keine Bevorzugung für Apple

Zudem wollen es sich die Filmstudios auch nicht mit den großen US-Handelsketten wie Wal-Mart und Best Buy verscherzen, indem sie Apple bessere Konditionen bieten.

Selbst wenn die DVD-Verkäufe zuletzt eine fallende Tendenz aufwiesen, sind sie doch noch immer ein großer Gewinnbringer für die Studios.

Kompromiss möglich

Apple könnte sich allerdings dem Druck beugen, so "Variety" weiter, und Preise von 9,99 bis 19,99 Dollar ermöglichen.

Denn anders als bei den jüngsten Verhandlungen mit der Musikindustrie, wo iTunes in den USA rund 80 Prozent des Markts versorgt, ist Apples Verhandlungsbasis mit der Filmindustrie noch nicht ganz so gefestigt.

Auch bei den eigenen Download-Portalen der großen Filmstudios sind die Preise für Filme gestaffelt: bei in2movies etwa von 6,99 bis 14,99 Euro.

ITunes-Nutzerbasis als Trumpf

Dafür hat Apple einen anderen Trumpf in der Hand: die große Nutzerbasis seines iTunes-Dienstes und nicht zuletzt die dazu passenden [Video-]iPods.

Bei Apple und den meisten großen Hollywood-Studios war entweder niemand für eine Stellungnahme erreichbar oder es wurde ein Kommentar abgelehnt.

Auch Microsoft in Verhandlungen

Einige Hollywood-Studios hätten auch Gespräche mit Microsoft über Lizenzen für Filme und Fernseh-Shows zur Verwendung in tragbaren Microsoft-Geräten geführt, die das Unternehmen als Konkurrenz zum iPod von Apple in Erwägung ziehe, so das "WSJ".

Es sei nicht klar, ob Microsoft das Gerät einführen wolle. Das Unternehmen hat jedoch nach Angaben der Zeitung mindestens einem Studio erklärt, es könnte bereits im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen.

Auch für einen eigenen Musikshop führt Microsoft bereits Lizenzgespräche.

(APA | Reuters | Variety | dpa)