Ein Cyborg klagt seine Rechte ein
Vor einem kanadischen Gericht wird demnächst ein Prozess stattfinden, in dem ein selbsternannter "Cyborg" - ein Zwitterwesen aus Mensch und Maschine - das Recht auf Gleichbehandlung einfordert.
Der Prozess dürfte zwar aller Voraussicht nach mit einer Niederlage des "Cyborgs" enden, aber dafür auch einen Vorgeschmack auf künftige Auseinandersetzungen geben, in denen Personen, die operativ mit Informations-Technologien verbunden sind, Rechte einklagen.
Im konkreten Fall geht es um Steve Mann, Professor an der Universität von Toronto, der seit 20 Jahren selbstkonstruierte Computer am Körper trägt - derzeit unter anderen ein System, das seinen Herzschlag überwacht, eine Datenbrille und ein System, mit dem er permanent mit dem Internet verbunden ist.
Mann wurde von der Air Canada am Betreten eines Flugzeuges gehindert und in der Folge drei Tage lang peinlichen Verhören unterzogen, die sein außergewöhnliches Equipment betrafen.

Anti-Terrormaßnahmen
Steve Mann weiß natürlich, dass seine Technik und sein Erscheinungsbild alles andere als gewöhnlich wirken und informiert daher Fluglinien ausführlich, bevor er eine Reise antritt - im konkreten Streitfall war diese Information allerdings auf ihrem Weg zu Air Canada verloren gegangen.
In der Folge bekam Mann offensichtlich am Flughafen in Neufundland die erhöhten Sicherheits-Checks nach dem elften September voll zu spüren.
Er wurde drei Tage lang intensiv befragt, durchsucht und dabei auch recht gewaltsam von seinem Equinpment getrennt. Das System, das seine Herzfrequenz überwacht, wurde dabei so grob abgerissen, dass Mann eine leichte Wunde davontrug und seine Datenbrille wurde beschädigt.
Mann will jetzt in einem Prozess gegen Air Canada seine Rechte als "Cyborg" einklagen, die nach seiner Auffassung auch einschließen, dass die Technologie, die er am Körper trägt, als unantastbarer Bestandteil des selben zu gelten haben.
Der umstrittene britische Professor Kevin Warwick, der als erster "echter Cyborg" gilt, geht noch weiter als Mann und hat sich unlängst einen Chip im Arm über den Nervenstrang, der seine linke Hand steuert, einpflanzen lassen. Der Chip soll die eintreffenden Signale an einen Rechner schicken. Wenn dieser die Daten zufrieden stellend analysiert, soll er in der zweiten Phase die Signale "modulieren" und so die Bewegungen des Arms beeinflussen.

Die Cyborgs kommen
Jenseits der geringen Chancen, die Mann vor dem kanadischen Gericht als "Cyborg" haben dürfte, ist der Prozess allerdings richtungsweisend, denn in naher Zukunft dürften immer mehr Menschen Chips und andere Technik wirklich in ihrem Körper tragen.
Neben Experimenten wie sie der britische Professor Kevin Warwick, der als erster "echter Cyborg" gilt, durchführt, wird dies auch immer mehr "normale" Menschen betreffen:
So soll in wenigen Wochen eine ganze Versuchsfamilie mit dem "VeriChip" der US-Firma Applied Digital Solutions [ADS] ausgerüstet werden, der unter die Haut eingepflanzt wird.
Der reiskorngroße Chip, den sich die Familie Jacobs einsetzen lässt, enthält nur wenige Informationen. Vater Jeffrey ist krebskrank, Sohn Derek Allergiker. Sie erhoffen sich von dem Implantat, dass ihre Daten im Falle eines Unfalls jederzeit verfügbar sind - Sie müssen dafür nur mit einem Scanner abgetastet werden.
