Billig-Roaming bringt höhere Inlandstarife
Die österreichische Mobilfunkbranche kündigt an, dass durch Wegfall der Roaming-Einnahmen eine Verteuerung der Inlandsgespräche zu erwarten ist.
Der österreichische Telekom-Regulator Georg Serentschy und die österreichische Mobilfunkbranche kritisieren auch die neuen, leicht entschärften Pläne der EU-Kommission zur Regulierung der Roaming-Gebühren massiv.
Ebenso wie die mobilkom austria befürchtet der Regulator eine Verteuerung der Inlandsgespräche.
Wenn die Roaming-Gebühren massiv gesenkt werden und die Passivroaming-Kosten gänzlich entfallen, bestehe die Gefahr, dass die Inlandstarife steigen, so Serentschy.
Die überarbeiteten Pläne der EU
Nach dem überarbeiteten EU-Verordnungsentwurf, den die EU-Kommission Mitte Juli vorlegen will, sollen Lokalgespräche mit dem Handy im Ausland künftig um 50 bis 70 Prozent billiger werden, aber vorerst noch einige Cent teurer bleiben als Inlandsgespräche in der Heimat.
Ferngespräche aus dem Ausland könnten dagegen sogar billiger werden als aus der Heimat. Die bisher üblichen Passivgebühren für empfangene Anrufe im EU-Ausland sollen komplett fallen.
Die EU will dafür sowohl die Tarife, welche die Netzbetreiber untereinander verrechnen, als auch die Endkundenpreise regulieren. Ursprünglich hatte die EU-Kommission eine komplette Angleichung von Auslands- und Inlandstarifen geplant.
Die Pläne, sofort die Endkundentarife und nicht wie bisher üblich zunächst nur die Großhandelstarife zu regulieren, verstoßen laut Serentschy auch gegen jegliche bisherige regulatorische Praxis.
"One size fits all" funktioniert nicht
"Wir haben massive Bedenken gegen die Pläne" und den "Rasenmäheransatz, über alle Betreiber und Länder gleichermaßen drüberzufahren", betonte Serentschy.
Da die EU-Länder in unterschiedlichem Ausmaß von Roaming betroffen seien, sei der von der EU vertretene Preisansatz "one size fits all" nicht gerechtfertigt.
RTR: Privatkunden hätten das Nachsehen
Irgendjemand werde für die den Handynetzbetreibern entstehenden Kosten aufkommen müssen, gibt der Regulator zu bedenken.
Eine Erhöhung der Inlandstarife würde vor allem Privatkunden treffen und die Geschäftskunden begünstigen, zumal der Großteil der Roaming-Einnahmen von Geschäftskunden komme.
Österreich als Roaming-Hochburg
Österreich ist von den EU-Roaming-Plänen besonders betroffen, da hier zu Lande die Roaming-Einnahmen von Urlaubsgästen auf Grund der starken Sommer- und Wintersaison besonders hoch sind. Die Roaming-Einnahmen eines Handybetreibers in Österreich sind 20 Mal so hoch wie etwa in Skandinavien.
T-Mobile: EU-Pläne "völliger Unfug"
Die österreichischen Betreiber werden die Verlierer der geplanten Preisregulierung sein, Preissenkungen würden dann nicht mehr leistbar sein, kritisierte auch mobilkom-austria-Sprecherin Elisabeth Mattes die EU-Pläne: "Wenn die Regulierung in dieser Form kommt, werden es die österreichischen Kunden durch Preiserhöhungen mit Sicherheit spüren."
Auch Österreichs zweitgrößter Mobilfunkbetreiber T-Mobile-Austria kritisiert die Pläne der EU-Kommission zur Regulierung der Roaming-Gebühren massiv.
"Das ist völliger Unfug und könnte die Inlandspreise verteuern", sagte T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl.
Vorschlag: Tarife für "Viel-Roamer"
Statt einer einheitlichen Preisregulierung für alle Roaming-Tarife aus Brüssel könnte die Kommission die Betreiber etwa verpflichten, für jene Kunden, die viel im Ausland unterwegs sind, neue Tarifmodelle zu entwickeln, die europaweit einheitliche Tarife für "Viel-Roamer" vorsehen, ohne genau die Tarifhöhe vorzuschreiben, wünscht sich die mobilkom.
"Ein Hut muss nicht allen passen - es gibt viele Österreicher, die billige Gespräche in Österreich billigen Roaming-Gesprächen vorziehen", so Mattes.
(APA)