"Kopierschutz zum Scheitern verurteilt"
Netscape-Gründer Marc Andreessen hat auf einem Kongress der US-TV-Gesellschaften in einer Ansprache erklärt, dass sämtliche Bemühungen um Kopierschutzverfahren für Musik und Filme zum Scheitern verurteilt seien.
"Was man am PC sehen oder hören kann, kann man auch kopieren", begründete Andreessen seine Haltung kurz und bündig.
Andreessen, Mitgründer der Netscape Corporation und nach dem Merger mit America Online technischer Leiter [CTO] des besagten Dienstes, gab seinen Posten 1999 auf.
Netscape-Gründer verlässt America OnlineKopierschutz-Gesetz in Arbeit
Hintergrund der aktuellen Copyright-Debatte in den USA sind die Beratungen zum "Consumer Broadband and Digital Television Promotion Act", der die zwingende Integration von Kopierschutzverfahren in Hardware vorschreiben könnte.
Das von der US-Wirtschaft lange erwartete Gesetz fordert von der Unterhaltungs-, Elektronik- und High-Tech-Industrie zunächst die Einigung auf einen technischen Standard, der digitale Inhalte vor illegalen Kopien schützt.
Der Gesetzesentwurf des Senats sieht einen Kopierschutz vor, der einerseits illegale Kopien vermeidet, andererseits legale Konsumentenrechte [z.B. Kopien für den privaten Hausgebrauch] nicht einschränkt.
Viele Beobachter halten es allerdings für unrealistisch, beide Forderungen gleichzeitig umzusetzen.
Zudem befürchten Konsumentenschützer eine Verschlechterung der Rechte von Online-Musikhörern, falls sich die Musikindustrie mit ihren Forderungen durchsetzt.
US-Regelung der digitalen UrheberrechteBillige Files
Andreessen forderte die anwesenden Manager aus der TV- und Filmbranche anschließend auf, aus der ungeheueren Popularität, die digitale Formate haben, Geschäftsmodelle zu entwickeln.
"Die Leute lieben MP3s, sie lieben Streaming und sie lieben digitales Video," meinte der Internet-Veteran. "Das ist etwas, was man am Anfang einer technologischen Entwicklung eigentlich nicht findet." Die Industrie sollte demnach beispielsweise mit billigen MP3-Angeboten auf die Situation reagieren und nicht mit den - ohnehin sinnlosen - Bemühungen um den sicheren Schutz der digitalen Inhalte.
Andreessen verglich die Situation anschließend mit jener der Software-Industrie Ende der 70er Jahre. Damals hätten zunächst auch die Klagen über Raubkopien die Diskussion bestimmt, aber als der PC-Boom richtig in Fahrt gekommen sei, hätten auch die Software-Anbieter ordentlich verdient.
Andreessens Äußerungen bezüglich der Situation bei illegalen Software-Kopien dürften allerdings seitens der BSA [Business Software Alliance] auf heftigen Widerstand stoßen. Die Industrievereinigung kämpft nach wie vor gegen Software-Piraterie.
"Hohe Verluste" durch Softwarepiraterie