"Musikindustrie löst nur eigene Probleme"
Eine aktuelle US-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Musikindustrie mit ihren kostenpflichtigen Download-Services nicht auf die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten eingeht - obwohl diese prinzipiell an kostenpflichtigen Diensten Interesse haben.
60 Prozent aller Haushalte in den USA würden laut der Umfrage des Marktforschers Odyssey ein solches Service abonnieren, wenn es anders als derzeit gestaltet wäre.
Die derzeitigen Dienste der großen Labels, MusicNet und Pressplay, seien nur darauf ausgerichtet, die Probleme der Musikindustrie zu lösen, nicht aber den Wünschen der Kunden zu genügen, folgern die Autoren der Studie.
Der weltweite Absatz der internationalen Musikindustrie ist nach Verbandsangaben im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf rund 38,3 Milliarden Euro gefallen. Die Absatzeinbußen sind laut Musikindustrieverband "International Federation of the Phonografic Industry" [ifpi] hauptsächlich auf die weltweit schleppende Konjunktur sowie "private Raubkopien" von Musikträgern wie CDs zurückzuführen.
2001: Weniger Umsatzeinbußen als erwartetKundenwünsche
Die Konsumenten wollen laut der Studie - im Gegensatz zu den Angeboten der aktuellen Services - ihre Musik besitzen, kontrollieren und darüber nach ihren Wünschen verfügen.
Um erfolgreich zu sein, müssten legale Dienste den Konsumenten daher erlauben, eigene "Playlists" zu schaffen und die Songs in die gewünschten Formate zu transferieren.
Knapp ein Drittel aller US-Internet-User über 16 Jahre hat in den vergangenen sechs Monaten Musik aus dem Web geladen. Das entspricht einer Zahl von mehr als 40 Millionen Konsumenten, die im Durchschnitt jede Woche elf Downloads durchführen. Bei den unter 30-Jährigen liegt der Anteil mit 53 Prozent weit höher. Dennoch ist File-Sharing kein Jugendphänomen: 20 Prozent aller über 30-Jährigen und 14 Prozent aller über 45-Jährigen sind ebenso aktiv beim neuen Volkssport "Musik-Download" dabei. Odyssey hat 3.000 US-Amerikanern über 16 befragt.
OdysseyBrenner-Verbreitung
Ein weiterer Faktor für den offenbar unaufhaltbaren Höhenflug des Online-Musiktausches ist der gleichzeitige Anstieg von CD-Brennern in privaten Haushalten.
23 Prozent aller US-Haushalte verfügen über die Möglichkeit, Songs auf einen CD-Rohling zu brennen. Im Jänner 2001 stand das nur 16 Prozent offen.
Die Plattenindustrie reagiert auf die zunehmende Verbreitung von Brennern in letzter Zeit verstärkt mit dem Einsatz von Kopierschutztechnologien - was allerdings oft wiederum zur Verärgerung der Konsumenten führt.
Netscape-Gründer Marc Andreessen hat erst unlängst auf einem Kongress der US-TV-Gesellschaften in einer Ansprache erklärt, dass sämtliche Bemühungen um Kopierschutzverfahren für Musik und Filme zum Scheitern verurteilt seien. "Was man am PC sehen oder hören kann, kann man auch kopieren", begründete Andreessen seine Haltung kurz und bündig.
"Kopierschutz zum Scheitern verurteilt"