Sony bleibt erfolglos gegen den iPod
Galt der Walkman einst als Synonym für tragbare Musik-Player, hat Sonys Paradeprodukt diese Vorreiterrolle im digitalen Zeitalter eingebüßt. Der Einstieg in das Geschäft mit MP3-Playern erfolgte nicht nur spät, sondern auch wenig erfolgreich. "Wir haben uns verrechnet", erklärte nun Sony-Präsident Ryoji Chubachi.
Der angeschlagene Elektronikriese versucht nach vielen Jahren enttäuschender Geschäftsergebnisse derzeit wieder Wachstum zu erzielen.
Während die Kernbereiche Fernseher und Digitalkameras inzwischen wieder an Stärke gewinnen, bleibt die Entwicklung der Walkman-Produktlinie aber hinter den Erwartungen zurück, so Chubachi. "Wir haben uns mit den letzten Walkman-Modellen verrechnet."
Hoher symbolischer Wert
Die Marktposition von Sony im Bereich tragbarer Musikplayer hat sich trotz zahlreicher Modelle nicht verbessert.
Mit der Marktmacht von Apples iPod kann der japanische Konzern nicht konkurrieren: Bei Flash-basierten Playern hat Sony in den USA einen Anteil von zehn Prozent, während Apple über 70 Prozent kommt.
Doch gerade die digitale Auferstehung des Walkman spielt wegen seines hohen symbolischen Werts eine Schlüsselrolle für den künftigen Geschäftsverlauf.
Der Walkman war der absolute Verkaufsschlager von Sony: Über 335 Millionen Exemplare des tragbaren Geräts wurden seit dem Marktstart 1979 verkauft.
Verkaufsschlager Walkman
Der Walkman wurde erstmals im Juli 1979 verkauft. Sony-Techniker sollen das Gerät auf Wunsch des langjährigen Sony-Chefs Akio Morita aus einem Diktiergerät mit Kopfhörern gebaut haben.
Der tragbare Musik-Player entwickelte sich als stilles Pendant zum damals beliebten Ghettoblaster rasch zum Verkaufsschlager.
Digitaler Einstieg verpasst
In den 90er Jahren lösten dann tragbare CD-Spieler ["Discmen"] den Walkman langsam ab, heute führen MP3-Player unumstritten die Verkaufscharts an.
Sony selbst stieg erst spät in das Geschäft mit MP3-Playern ein, als der Markt längst unter Herstellern wie Apple, Creative und anderen aufgeteilt war. Die 1992 eingeführte MiniDisc konnte sich trotz guter Kritiken nie als Standard durchsetzen.
Zum Verhängnis wurde Sony dabei aber auch die mangelnde Unterstützung des MP3-Formats bei den ersten digitalen Playern des Herstellers. Zudem konnten sie im Gegensatz zu den Produkten anderer Hersteller mit ihrem Design nicht recht überzeugen.
Patentstreit nach 20 Jahren beigelegt
Vor Sony hatte der Deutsche Andreas Pavel bereits ein dem Walkman verblüffend ähnliches Gerät entwickelt. 1977 meldete er sein mobiles Hi-Fi-Gerät "Stereobelt" in Europa zum Patent an.
Erst nach dem Tod Moritas, der sich auch in seiner Autobiografie als Erfinder des Walkman gerühmt hatte, legte Sony einen über 20-jährigen Patentstreit mit Pavel in dieser Sache mit einem außergerichtlichen Vergleich in aller Stille bei.
Sony verlor Marke "Walkman" in Österreich
In Österreich hat Sony inzwischen die Markenrechte an dem Begriff "Walkman" verloren. Der Oberste Gerichtshof [OGH] in Wien entschied 2002, der Name "Walkman" habe sich als gängige Bezeichnung für tragbare Kassettenabspielgeräte eingebürgert und könne somit als Marke nicht mehr geschützt werden.
Neuer Produktangriff zu Weihnachten
Laut Chubachi will Sony im heurigen Weihnachtsgeschäft einen neuen Angriff auf Apples Marktanteile starten. Man plane die Einführung neuer Produkte, die sich von Apples Palette unterscheiden sollen. "Wir wollen einzigartige und Sony-typische Produkte herausbringen", so der Sony-Präsident.
Anfang Juni wurde in Japan eine neue Reihe von Flash-Playern veröffentlicht. Die Geräte in der Größe von Apples iPod Shuffle sollen vor allem durch ihr neuartiges Akkusystem überzeugen. Drei Minuten an der Ladestation reichen demnach für drei Stunden Spielzeit.
Die Verkäufe in Japan liefen laut Chubachi bisher besser als erwartet.
(Wall Street Journal)