Zittern vor dem Online-Videotausch
Das illegale Herunterladen von ganzen Filmen aus dem Internet bildet zwar noch eine Nische für wenige User mit Breitbandanschluss, wird von der Film- und Videobranche aber zunehmend als Bedrohung gesehen.
Sie fürchtet einen massiven Umsatzeinbruch.
Zwar dauere das Herunterladen kompletter Spielfilme zurzeit noch Stunden und sei daher eher eine "Geschichte für Freaks", sagt der Geschäftsführer des deutschen Verbandes der Filmverleiher [VdF], Johannes Klingsporn. "Trotzdem ist das eine sehr reale und ernst zu nehmende Bedrohung."
Angst vor MP3-Situation
Eine Situation wie in der Musikindustrie, der durch illegale
Online-Tauschbörsen riesige Einnahmerückgänge entstehen, müsse
unbedingt verhindert werden.
Schaden von 20 Prozent "zu hoch gegriffen"
Wie sehr die Videopiraten der Branche schon jetzt zusetzen, ist nach Worten des Juristen der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten [GVU], Jan Scharringhausen, schwer abzuschätzen. "Die neigen nicht dazu, Buch zu führen." Trotzdem geht die GVU davon aus, dass Raubkopierer, zu denen auch Verkäufer illegal vervielfältigter Videos und DVDs zählen, einen Schaden in Höhe von gut 20 Prozent des Gesamtaufkommens auf dem deutschen Filmmarkt anrichten.
Der Filmtausch-Experte bei der Computerzeitschrift "c't", Volker Zota, hält das für deutlich zu hoch gegriffen. Allerdings bestätigt er, gerade die Online-Piraterie breite sich immer mehr aus.
Hauptproblem ist laut Scharringhausen, dass jeder Erfolgsfilm sofort nach Kinostart und damit Monate vor dem Erscheinen auf Video oder DVD und noch länger vor der Ausstrahlung im Fernsehen im Netz erhältlich ist. Nach Angaben des US-Verbandes "Motion Picture Association of America" [MPAA] ist die Branche aber auf diese Veröffentlichungsreihe angewiesen.
MPAANeue Qualität
Gegenüber schwarz kopierten Videos habe die Piraterie im Netz eine neue Qualität, sagt Scharringhausen: Filme ließen sich dort unbegrenzt ohne Qualitätsverlust vervielfältigen. "Die Zeiten, in denen Raubkopien Müll waren, gibt es nicht mehr." Deshalb drängen Produzenten, Verleiher und Hersteller von Videos und DVDs auf hartes Durchgreifen.
Besonders wichtig ist der Industrie die Umsetzung der EU-Copyright-Richtlinien. Diese sollen den Piraten, die oft in rechtlichen Grauzonen operieren, klare Grenzen zeigen.
Behörden haben andere Probleme
Für die Behörden ist die Verbreitung von Filmen über das Internet nur ein Übel von vielen. "Bei uns stehen Dinge wie Kinderpornografie im Vordergrund", sagt etwa der Sprecher einer Ermittlungsgruppe gegen Online-Kriminalität beim deutschen Bundeskriminalamt.
Mit dieser Situation will sich die Branche ebenso wenig zufrieden geben wie mit der These, erst teure Kinokarten und hohe DVD-Preise forderten zum Klau heraus. "Blockbuster müssen jede Menge Filme mitschleppen, die keinen Gewinn machen", räumt Scharringhausen die Auffassung aus dem Weg, die Industrie verdiene sich mit riesigen Erfolgen wie "Der Herr der Ringe" eine goldene Nase.
Laut MPAA, die derzeit selbst für ein Gesetz kämpft, welches das Kopieren von Medienprodukten deutlich einschränken soll, spielt nur einer von zehn Filmen die Produktionskosten wieder ein.