Filesharing als Gefahr oder Promotion-Tool
Der US-Rapper Eminem misstraut in Sachen Geheimhaltung sogar seiner eigenen Plattenfirma.
Nachdem kürzlich das noch nicht veröffentlichte Oasis-Album komplett im Internet auftauchte, ergriff Eminem jetzt drastische und für die Musikindustrie äußerst ungewöhnliche Maßnahmen.
Auch Journalisten sollen die neue Platte nun erst am Tag des Erscheinens erhalten. Sollte das Beispiel Schule machen, würde das die bisher übliche Promotion-Arbeit völlig verändern.
EminemKeine Presseaussendungen
Nach Informationen des "New Musical Express" verfügt die englische Abteilung seiner Plattenfirma über kein einziges Exemplar des als "The Eminem Show" angekündigten Albums.
Die Platte soll am 3. Juni erscheinen. Normalerweise kursieren Probepressungen schon Monate vorher in den Firmen und unter Musikjournalisten.
Der weltweite Absatz der internationalen Musikindustrie ist nach Verbandsangaben im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf rund 38,3 Mrd. Euro gefallen. Die Absatzeinbußen sind laut dem Musikindustrieverband "International Federation of the Phonografic Industry" [ifpi] hauptsächlich auf die weltweit schleppende Konjunktur sowie "private Raubkopien" von Musikträgern wie CDs zurückzuführen.
Weniger Umsatzeinbußen als erwartetFilesharing als Promotion
Chuck D, Musiker der Formation "Public Enemy", hat allerdings erst letzte Woche - wieder einmal - der Ansicht, die Eminem vertritt, widersprochen, nach welcher der Online-Tausch von Musik eine Gefahr für die Musiker darstelle.
Chuck hat das Internet schon 2000 die "größte Sensation seit den Beatles, Disco und Rap" genannt und freie Tauschbörsen wie [damals] Napster befürwortet. Sie würden den Künstlern helfen, "dumme und gierige Plattenlabel" zu umgehen.
Letzte Woche bekräftigte der Musiker seine Position noch einmal in einem Interview mit der BBC. Demnach bringt Filesharing Musikern mehr Chancen als Risiken.
"Die Digitalisierung hat die Machtverhältnisse in vielen Bereichen verschoben und ermöglicht es mehr Menschen, Teil des Musikgeschäfts zu sein", zog der Rapper eine positive Bilanz.
Chuck D hatte 2000 auf seiner "Rapstation"-Site sogar einen Wettbewerb ausgerufen, in dem es darum ging, den Titel "Power to the People and the Beats" mit einem neuen Text zu versehen. Dieser soll erklären, warum Napster unterstützenswert ist.
Rap-Contest für Napster