"Roaming-Goldgrube" Fußball-WM

Deutschland
30.06.2006

Die Besucher der Fußball-WM in Deutschland werden laut EU schätzungsweise 36,5 Mio. Euro für Handytelefonate, SMS und Videonachrichten ausgeben.

Das erklärte EU-Telekom-Kommissarin Viviane Reding am Donnerstagabend laut Redetext in einem Vortrag in Brüssel.

Reding bezeichnete die WM als "wahre Roaming-Goldgrube" für die Mobilfunkbetreiber. Fußballfans, die derzeit aus der ganzen Welt nach Deutschland reisten, würden unausweichlich "ihre Roaming-Erfahrungen" machen, so die EU-Kommissarin.

8,5 Mrd. Euro pro Jahr durch Roaming

In Summe werden die Einnahmen aus Roaming in der EU derzeit auf 8,5 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.

Laut Schätzung der Kommission verlangen die Netzbetreiber für ein Roaming-Gespräch vier bis fünf Mal so viel, wie das Telefonat tatsächlich kostet. Nach einem neuen Gesetzesvorschlag sollen die Kundenpreise künftig maximal 30 Prozent über den betreiberinternen Kosten liegen.

Die EU-Kommission will bis Mitte Juli einen Gesetzesvorschlag vorlegen, durch den die Roaming-Gebühren innerhalb Europas um 50 bis 70 Prozent sinken und Passiv-Gebühren für empfangene Anrufe komplett entfallen sollen.

Reding bestätigte in ihrer Rede bisherige Informationen aus Kommissionskreisen, wonach die Großhandelspreise für Roaming-Gespräche EU-weit einheitlich limitiert und die Gewinnmargen bei den Endkundentarifen begrenzt werden sollen.

Weniger Kosten für Unternehmen

Profitieren sollen davon aber nicht nur die Fußball-Fans und die Touristen, sondern vor allem auch die europäischen Unternehmen, so Reding.

Nach den Zahlen der Mobilfunker nutzen derzeit 147 Millionen europäische Kunden das Handy im europäischen Ausland - 110 Millionen davon sind Geschäftskunden, 37 Millionen Privatkunden. Unternehmen würden somit am meisten unter den Roaming-Gebühren leiden.

Daher erhofft sich die EU-Kommission von den neuen Bestimmungen auch einen signifikanten Impuls für die Wirtschaft. Ziel müsse es sein, dass die Überschreitung von Landesgrenzen innerhalb Europas in Zukunft die Kosten für die Unternehmen nicht mehr erhöhe, sagte Reding.

Aus Österreich hatte es zuletzt an den Plänen der EU-Kommission zur Senkung der Roaming-Gebühren heftige Kritik gegeben. Sowohl die Mobilfunkunternehmen als auch der Telekom-Regulator glauben, dass dadurch die Handy-Tarife im Inland teurer werden könnten.

(APA)