EU-Kommission verdient an Skype mit

30.06.2006

Mit einem Fünfprozentanteil hat die EU-Kommission den Luxemburger Internet-Telefonanbieter Skype mitfinanziert - und dabei verdient. In Zukunft will die EU verstärkt in neue Unternehmen investieren, auch wenn sie so risikoreich sind wie Skype zu seinen Anfangszeiten.

Die Kommission habe aus EU-Mitteln und über einen Risikokapitalfonds fünf Prozent an Skype gekauft, als Skype noch ein kleines Unternehmen war und dessen Erfolgschancen keineswegs garantiert waren, so EU-Industriekommissar Günter Verheugen.

"Inzwischen haben wir die Aktien verkauft und ein gutes Geschäft dabei gemacht."

"Unternehmerisches Handeln"

Skype sei eine unbestrittene Erfolgsgeschichte, zu der die EU-Kommission mit unternehmerischem Handeln ein Scherflein beigetragen habe, meinte Verheugen.

In Zukunft will die EU-Kommission verstärkt in neue Unternehmen investieren. Derzeit stünden in Europa jährlich aber nur zwei Mrd. Euro Risikokapital aus privaten und öffentlichen Töpfen für die Startfinanzierung von "cleveren Geschäftsideen" wie jener von Skype zur Verfügung, beklagte Verheugen.

Das sei ein "gravierendes Problem" und mit ein Grund, warum es derzeit so schwierig sei, Beschäftigung in Europa zu steigern und ein nachhaltiges Wachstum der europäischen Wirtschaft zu erreichen.

Schwierige Anfangsfinanzierung

"Wir haben herausgefunden, dass die meisten Risikokapitalgeber in Europa große Angst hatten, Risiko zu übernehmen", berichtete Skype-Mitbegründer Niklas Zennström.

Es habe fast ein Jahr gedauert, bis die erste Finanzierungsrunde für sein Projekt stand. Der Erste, der in Skype investierte, sei kein Europäer, sondern ein Amerikaner aus der kalifornischen High-Tech-Region Silicon Valley gewesen, der von sich aus das Unternehmen kontaktierte, so Zennström.

Über 100 Million Skype-Nutzer

Nach eigenen Angaben von Mai hat Skype - nach zweieinhalb Jahren auf dem Markt - bereits über 100 Millionen Nutzer und ist mittlerweile in nahezu allen Ländern der Welt aktiv. Allein seit Jahresbeginn ist die Zahl der Nutzer um ein Drittel gewachsen.

Telefongespräche via Internet zu anderen Nutzern der Skype-Software bietet das Unternehmen kostenlos an. Verbindungen aus dem Internet zu Handys und Festnetztelefonen kosten, aber oft weniger als bei Festnetzanbietern und Mobilfunkbetreibern.

Im September 2005 wurde das Unternehmen von dem Internet-Auktionshaus eBay für 2,6 Mrd. Dollar übernommen.

EU will Risikokapital födern

Die Kommission beschloss am Freitag eine Initiative, mit der das Risikokapital für kleine Unternehmen in der Aufbauphase bis 2013 auf sechs Mrd. Euro verdreifacht werden soll.

Zehn Prozent davon sollen aus dem Budget der EU-Kommission kommen, kündigte Verheugen an.

Außerdem will die Kommission auch eine Adaptierung der öffentlichen Finanzierungsinstrumente in den einzelnen EU-Staaten erreichen, die Bereitschaft von privaten Risikokapitalfonds, in kleine Unternehmen zu investieren, erhöhen und schließlich auch die Banken zu mehr Flexibilität bei der Kreditvergabe überzeugen, zumal sie derzeit oft Bürgschaften verlangen, die meist nicht vorhanden sind.

(APA)