29.04.2002

NOVELLE

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Tauziehen um neues Telekom-Gesetz

Bis spätestens Sommer 2003 muss in Österreich ein neues Telekom-Gesetz in Kraft sein, über das laut dem obersten Telekom-Regulator Heinrich Otruba inzwischen ein "extensiv geführter Lobbying-Krieg" geführt wird.

Am Montag haben der Vorstand der Telekom Austria [TA] und die alternativen Netzbetreiber in zwei getrennten Veranstaltungen den Kampf um die Meinung von Entscheidungsträgern und Öffentlichkeit begonnen.

Telekom will in fünf Jahren Abschaffung der Regulierung

Der Telekom-Vorstand, welcher der heimischen Regulierungsbehörde eine "Musterschülermentaliät" im europäischen Vegleich bescheinigte, forderte, dass die Telekom-Regulierung zunächst abgeschwächt und in fünf Jahren als branchenspezifische Lösung überhaupt abgeschafft und durch die allgemeine Wettbewerbsaufsicht ersetzt werde.

So solle die derzeitige Regulierung der Preise "im Vorhinein" durch eine solche im Nachhinein ersetzt werden. "Wir wollen, dass die Investition in innovative Telekom-Strukturen durch Anreize gewährleistet wird", sagte TA-Generaldirektor Heinz Sundt.

Das Breitbandnetz soll aus der Regulierung ausgenommen bleiben, das Telekom-Gesetz wegen des raschen technischen Fortschritts alle zwei Jahre überprüft werden, fordert die TA.

VAT und ISPA fordern Beibehaltung der Regulierung

Naturgemäß ganz andere Vorstellungen haben die alternativen Telekom-Betreiber.

VAT-Vizepräsident Romed Karre beklagte bei der VAT-Enquete "bestehende Defizite in der Regulierung": So gebe es etwa keine funktionierende Missbrauchsaufsicht der marktbeherrschenden TA, keine ausreichenden Sanktionsmöglichkeiten für den Regulator und jahrelange Verfahrensdauern bei Streitigkeiten über die Tarife.

Die bisher geübte "asymmetrische Regulierung" mit strengeren Kriterien für das marktdominante Unternehmen müsse weitergeführt werden.

"Gerade in einem Land ohne Tradition im Wettbewerb braucht es eine starke Regulierungsbehörde, weil der Wettbewerb eben nicht normal ist." Man könne "nicht den Schiedrichter abschaffen, damit man besser Fußball spielen kann", sagte Karre.

"Phase der Marktöffnung ist zu Ende"

"Schiedsrichter" Otruba ließ in seinem Statement Zweifel anklingen, ob durch eine Rücknahme der Regulierung "die Entwicklung in einem Bereich, der so hoffnungsvoll begonnen hat, nicht wieder umgedreht wird".

Es stehe für ihn aber außer Zweifel, "dass die Phase der Marktöffnung zu Ende ist".

Otruba wies die TA-Kritik an zu niedrigen Interconnection-Gebühren mit dem Hinweis zurück, dass sich Österreich dabei im europäischen Vergleich im "oberen Drittel" befinde. Aber auch der Vorwurf der "Alternativen", die TA betreibe Quersubventionierung durch die Anschlussgebühren, wies Otruba zurück.