Der Egoshooter im Schützenverein
Ein Spieler des Egoshooters "Counter Strike" [CS] hat in einem Gamer-Forum in satirischer Form die Debatte über die Rolle von "Gewaltspielen" kommentiert.
Die Satire ist vor allem deshalb lesenswert, weil hier das Selbstverständnis der Spieler und ihre Sicht darauf, wie "realistsisch" "CS" ist, deutlich wird.
Dabei wird satirisch überhöht dargestellt, wie untauglich das "CS"-Spielen als Training für Gewalttaten in der realen Welt ist: Nicht einmal das Aufnehmen einer Pistole gelingt dem Gamer beim ersten Versuch, da er ja gewöhnt ist, dazu einfach darüber zu laufen.
"CS" ist genau genommen kein Spiel, sondern nur der Name einer Erweiterung für "Half Life", die den Egoshooter netzwerkfähig macht. Die Satire wurde auf der Site Counter-Strike.de gepostet und trägt den Titel

Uncoole Headsets
Der Ich-Erzähler der Satire ["Longbow2404517"] will beim "Tag der offenen Tür" des lokalen Schützenvereins das "Gastschießen für Erwachsene [unter Aufsicht]" wahrnehmen und dabei offensichtlich mit seiner reichhaltigen Erfahrung mit Schusswaffen aller Art prahlen.
Nachdem es am Schießstand ["schlechte Textur"] schon nicht gelingt, die angebotene Pistole in die Hand zu bekommen, ohne sich dabei mehrmals zu verletzen, und das angebotene "uncoole Headset" [Ohrenschutz] durch ein mitgebrachtes Faltset ersetzt worden ist, kommt er zwar zum ersten echten Schuss, dabei behagt ihm allerdings die Lautstärke überhaupt nicht ["Ihr habt Volume 10.000 oder was?"].
Nach einer dilettantische Messerattacke auf die Zielscheiben wird der "CS"-Gamer schließlich von herbeigerufenen Krankenpflegern in Empfang genommen - die er selbstredend für Geiseln hält, da diese in "CS" weiß dargestellt werden.
Fazit des Textes ist, dass ein erfahrener "CS"-Gamer letztlich keinen Schimmer vom Umgang mit Waffen hat - und schon gar nicht von deren gezieltem Einsatz. Das alles ist natürlich satirisch überhöht, illustriert aber wahrscheinlich seht gut die Verwunderung der Egoshooter-Gemeinde über die Vorwürfe, mit der sie derzeit konfrontiert wird.

Egoshooter in der Defensive
Nach Erfurt haben eine Reihe namhafter Politiker die Rolle von "Gewaltspielen" im Zusammenhang mit realer Jugendgewalt angeprangert.
Die deutsche Justizministerin Herta Däubler-Gmelin [SPD] will als Konsequenz aus dem Erfurter Massaker jetzt prüfen, ob bei exzessiven Gewaltdarstellungen in Filmen und Computerspielen die Strafvorschriften verschärft werden müssen.
Es werde überprüft, "ob wir bei laufenden Bildern die Strafvorschriften anziehen müssen", sagte die Ministerin. "Es darf einfach nicht sein, dass als erster Schritt eines Computerspiels sich Kinder heraussuchen, welche Waffe sie nehmen, und dann kommt es darauf an, möglichst viele abzuknallen, bevor man abgeknallt wird. Das geht nicht, das wollen wir nicht."
