In den Kinos wird es schärfer

05.07.2006

Immer mehr österreichische Lichtspieltheater passen ihre Technik dem digitalen Zeitalter an. 23 Kinosäle landesweit sind derzeit mit digitalen Filmprojektoren ausgestattet. Für den Zuschauer bedeutet das gestochen scharfe Bilder und leuchtende Farben bei großen Bildbreiten.

Die Fußball-WM in HDTV hat viele Zuseher auf den Geschmack des hochauflösenden Fernsehens gebracht. Ein Besuch in einem der österreichischen Digitalkinos kann dieses Erlebnis auch ohne teure Anschaffungen bringen.

Denn nach und nach satteln auch hier zu Lande immer mehr Kinobetreiber auf die neue Digitaltechnik um. Nicht zuletzt, da immer mehr Kinogeher gezielt dem digitalen Filmgenuss frönen.

Denn Digitalfilme bringen für Zuseher wie auch Betreiber Vorteile. Bessere Bildqualität, die Eliminierung von Kratzern sowie eine hohe Haltbarkeit - das Filmmaterial wird mit wiederholtem Abspielen nicht schlechter- werden geboten.

Die Verbreitung der Digitaltechnologie läuft weltweit wegen der hohen Kosten nur sehr schleppend. Pro Kinosaal verschlingt die Umrüstung auf Digitalprojektion mit zugehörigem Server um die 100.000 Euro. Erst im Vorjahr hatten sich die großen Hollywood-Studios auf eine technische Norm für Produktion und Vertrieb digitaler Kinofilme geeinigt.

Ab Ende Juli im UCI Millennium City

Eines der größten europäischen Filmtheater, das UCI in der Millennium City in Wien, wird derzeit von T-Systems mit drei neuen Digitalsälen ausgestattet.

Ab Ende Juli können Zuseher in den Sälen vier, fünf und elf auf Leinwandbreiten von bis zu 24 Metern die Digitaltechnik erleben.

Dabei kommen 2-K-Projektoren mit einer Auflösung von 2.048 × 1.080 Bildpunkten des Herstellers Kinoton zum Einsatz. Zunächst wird mit MPEG2 gearbeitet, ein Update auf die Verarbeitung des neuen Formats Motion JPEG2000 [4K bis 4.096 x 2.160 Pixel] ist für Herbst 2006 geplant.

Die Digitalsysteme setzen die 3-Chip-DMD-DLP [Digital Micromirror Device-Digital Light Processing]-Cinema-Technologie ein, die 35 Milliarden verschiedene Farbabstufungen bei Kontrastwerten in einer Größenordnung von 2.000:1 erzeugen können.

Filmlieferung verschlüsselt per Satellit

Die verschlüsselten Filme werden via Satellit in das System eingespeist und auf dem Server-System des Kinos gespeichert. Die zur Wiedergabe benötigten Schlüssel werden separat über eine andere Leitung übertragen.

Nur mit dem korrekten Schlüssel und der richtigen Kombination aus Server, Projektor und Kinokennung lässt sich das Filmmaterial abspielen. Raubkopierenden Filmvorführern soll so das Handwerk gelegt werden.

Durch die Lieferung per Satellit haben auch kleinere Kinos den Vorteil, schneller neue Kinofilme zeigen zu können.

Acht Cineplexx-Kinos zeigen digital

Die Cineplexx-Kette hat bereits acht ihrer Kinos in ganz Österreich mit digitalen Projektoren ausgerüstet.

In Wien sind das Apollo [Saal eins], das Cineplexx Reichsbrücke [Säle zwei und vier] sowie der Filmpalast am Wienerberg [Säle vier und sechs] mit Projektoren der Firma Barco [Modell DP100] ausgestattet.

Die Geräte weisen eine 2-K-Auflösung mit 2.048 x 1.080 Bildpunkten sowie eine Lichtstärke von maximal 12.000 Lumen auf.

Cineplexx-Digitalkinos in den Bundesländern

Auch in Innsbruck [Saal eins], Salzburg [Saal eins], Linz [Säle eins und sieben] und Hohenems [Saal neun] setzt Cineplexx auf das Barco-Modell. Das Grazer Cineplexx [Säle sechs und sieben] verfügt über ein Digitalsystem des Herstellers Christie [CP2000].

Mangel an Digitalmaterial

Doch längst werden nicht alle neuen Hollywood-Blockbuster digital ausgestrahlt, der zusätzliche Analogprojektor im Digitalsaal hat noch nicht ausgedient.

Es empfiehlt sich daher, immer in den Programmdetails nachzulesen bzw. an der Kassa nachzufragen, ob zurzeit Digitalfilme laufen.

Auf dem Cineplexx-Digitalprogramm stehen demnächst "Ab durch die Hecke", "Poseidon", "Urmel aus dem Eis" und "Superman Returns".

Programmkinos in ganz Österreich

Im Rahmen des EU-Projekts EuropeanDocuZone wurden im Vorjahr zudem acht Programmkinos mit digitalen Kinoanlagen ausgestattet und via Satellit oder Internet vernetzt.

Dazu gehören der Spielboden in Dornbirn, das Top Kino in Wien, Schubert und Rechbauer in Graz, Lichtspieltheater Lambach, das Stadtkino in Eisenstadt, die Filmgalerie in Krems und Elmo in Salzburg.

Linux-basierte Kinoserver

Die Arthouse-Kinos verfügen über einen digitalen Projektor von Panasonic [PT-D7700], der Linux-basierte Kinoserver zum Empfang und Speichern der Daten kommt von GDC Technology [Modell DSR SZ1000].

5K: Auflösungen von 5.000 x 2.000 Pixeln

Im Rahmen des Projekts "CineVision 2006" arbeiten das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, der Kamerahersteller ARRI und der Kinoprojektorenhersteller Kinoton am Kino der Zukunft mit Auflösungen von bis zu 5.000 x 2.000 Pixeln mittels mehrerer HD-Projektoren mit überlappendem Bild. Bis die neue Technik in die Kinos kommen könnte, rechnen die Entwickler aber noch mit etwa fünf Jahren.

(Beate Zaussinger)