Armee wirbt mit Ego-Shooter um Rekruten
Während in Deutschland Ego-Shooter generell in Frage gestellt werden, bedient sich in den USA die Armee ihrer Popularität.
Wie die Los Angeles Times berichtet, hat die US-Army bei der Eröffnung der größten Spielemesse der Welt, der E3 [Electronic Entertainment Expo], zwei Computerspiele vorgestellt, mit deren Hilfe junge Rekruten für den Dienst am Vaterland angeworben werden sollen. Entwickelt wurden beide Games von Epic Games.
Die beiden Spiele "Soldiers" und "Operations" sollen ab Juli bei Rekrutierungsbüros und auf der Army-Website gratis erhältlich sein.
Training auf dem virtuellen Schlachtfeld
Der Einsatz von Computersimulationen zum Training der Soldaten
ist nichts neues für die US-Army. Die US-Marines trainieren zum
Beispiel mit einer Computer-Kampftrainingssimulation auf der Basis
der beliebten Taktik-Kriegssimulation "Operation Flashpoint" ihre
Einsätze. Das den Marines vorbehaltene Kriegsszenario hört auf den
Namen "Virtual Battlefield System 1". Neu ist jedoch die öffentliche
Verwendung als Werbemittel.

"Soldiers" und "Operations"
Im Spiel "Soldiers", das sich an der populären "The Sims"-Serie orientiert, durchläuft der Spieler die Karriere eines US-Soldaten von der Grundausbildung bis zum Rang eines Sergeants. Organisationsfähigkeit und Verhandlungsfähigkeit sollen hierbei gefragt sein.
Kritiker setzen hier an und werfen der Armee vor, das Game habe mit dem wahren Alltag eines Soldaten nichts zu tun. Wenig attraktive Aktivitäten für Nachwuchs-Rambos wie zum Beispiel Schuhe putzen oder Kartoffel schälen kommen im Ausbildungsprogramm des Spiels natürlich nicht vor.
Im zweiten Game wird mehr auf Action gesetzt. "Operations" baut auf dem Ego-Shooter "Unreal Tournament" auf. Der Spieler muss Terroristen verfolgen und bekämpfen, die Action ist gewährleistet.
"Operations" soll auch als Online-Spiel erhältlich sein, für das die US-Armee eigens 140 Server betreiben will.
Ideologische Vorbereitung für den Militärdienst
Von US-Militärs war bereits früher die Ansicht zu hören, gewisse
Computerspiele bereiteten die User nicht nur ideologisch, sondern
auch von den Fertigkeiten her für den Militärdienst vor. So
schaltete in der Vergangenheit das US-Militär zahlreiche Werbebanner
auf Websites von Computerspielen und Ego-Shootern, um junge Männer
zu rekrutieren.


Nachwuchs scheut die "Gefahr"
Die Army hat allein für die Entwicklung der beiden Spiele fünf Mio. USD investiert. Das US-Militär gibt heute doppelt so viel Geld für die Rekrutierung eines Soldaten aus wie vor zehn Jahren, nämlich etwa 10.000 USD.
Ob sich junge Amerikaner auf diese Weise zum Militärdienst überreden lassen, dürfte aber mehr als fraglich sein.
Laut einer Umfrage der Northwestern University unter 1.000 College-Studenten ist das Haupthindernis für den Eintritt in die Army die "Gefahr", in die man sich damit begibt.
Die Beliebtheit von Ego-Shootern basiert vermutlich nicht von irgendwoher auf genau diesem Unterschied zwischen virtuellem Spiel und harter Wirklichkeit.