23.05.2002

OBACHT

Bildquelle: orf on

Industrie mit zaghaftem MP3-Test

Das Ereignis scheint auf den ersten Blick genauso unbedeutend zu sein, wie die Sängerin "Meshell Ndegeocello" unbekannt ist, wird aber von Branchenanalysten als "wichtiger Schritt in die Richtung neuer Vertriebs- und Promotionmodelle" begrüßt:

Die Warner-Music-Tochter Maverick Records bringt als erstes der großen Musiklabels eine Single ausschließlich im MP3-Format auf den Markt. Der Song "Earth" von Meshell Ndegeocello soll ohne irgendeine Limitierung im Juni für 99 US-Cent auf den Markt kommen.

"Jedes andere Label wird das beobachten", versicherte der Gartner-Analyst P. J. McNealy gegenüber der "LA Times". Es seien genau solche Experimente notwendig, um zu sehen, ob neue Modelle funktionieren.

Promotion im Vordergrund

Die Popularität des MP3-Formats zu Promotionzwecken zu nutzen, sei sinnvoll, so McNealy. MP3s seien nicht mehr oder weniger sicher als CDs.

Jeremy Welt, Chef der New-Media-Sparte bei Maverick, sieht keinen Nachteil in der Veröffentlichung als MP3. Neben der legalen Alternative zur Online-Piraterie stehen auch für ihn die Möglichkeiten der neuen Art von Promotion im Vordergrund.

Das derzeit einzige Handicap des neuen Modells ist laut Welt, dass viele Online-Händler nicht für den Vertrieb und die Promotion von MP3s ausgerüstet sind.

Universal mutiger

Deutlich weiter als Warner will Universal Deutschland mit seinem Service "popfile.de" gehen, das im Juli starten soll.

Als erstes kostenpflichtiges Online-Service der Musikindustrie soll "popfile.de"auf jegliche Nutzungsbeschränkung wie einen Kopierschutz oder ein DRM-System [Digital Rights Management] verzichten. Hier soll das ganze Repertoire von Universal Deutschland bei einem Durchschnittspreis von 99 Cent pro Track angeboten werden.

Kundenwünsche

Eine mUS-Studie kam unlängst zu dem Schluss, dass die Musikindustrie bisher mit ihren kostenpflichtigen Download-Services nicht auf die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten eingeht - obwohl diese prinzipiell an kostenpflichtigen Diensten Interesse haben.

Die Konsumenten wollen laut der Studie - im Gegensatz zu den Angeboten der aktuellen Services - ihre Musik besitzen, kontrollieren und darüber nach ihren Wünschen verfügen.