Erste Überlegungen zum neuen TKG
In seinem ersten Interview zum Thema Telekom stellt Infrastrukturminister Mathias Reichhold [FPÖ] klar, dass er bei der anstehenden Novellierung des Telekom-Gesetzes [TKG] keine einzelnen Anbieter bevorzugen wolle, auch nicht die Telekom Austria.
Tauziehen um neues Telekom-Gesetz
Bis spätestens Sommer 2003 muss in Österreich ein neues
Telekom-Gesetz in Kraft sein, über das inzwischen ein extensiver
Lobbying-Krieg geführt wird. Während die TA einen Rückbau der
speziellen Regulierung fordert, verlangte der Verband Alternativer
Telekom-Netzbetreiber [VAT] die bestehenden Vorschriften "mit Zähnen
zu versehen".
Mehr Vielfalt oder Staatsunternehmen stärken?
Reichhold gegenüber dem Magazin "trend" wörtlich: "Ich glaube, einen Ex-Monopolisten zu schützen, weil er im Staatseigentum ist, ist einfach schlecht, weil er sich im internationalen Wettbewerb durchsetzen müssen wird. Und je länger man Strukturen, die überaltert sind, konserviert, desto schlechter ist das."
Dies sei eine Philosophie, die auch der Finanzminister mittrage.
Reichhold räumt allerdings ein, im Spannungsfeld zu stehen, "wollen wir das eigene Staatsunternehmen schmücken, damit es möglichst viel wert ist, oder umgekehrt zulassen, dass alternative Wettbewerber auch entsprechende Geschäfte machen können, um mehr Vielfalt in den Markt zu bringen."
Wettbewerbsaufsicht "äußerst unbefriedigend"
Zum Thema der Wettbewerbsaufsicht meint Reichhold, dass der
derzeitige Zustand "äußerst unbefriedigend" sei, "da viele
Einsprüche gegen regulatorische Entscheidungen kommen, die dann beim
Verwaltungsgerichtshof auf die lange Bank geschoben werden. Das
schwächt das Investitionsklima und führt zu Frustrationen."
Regulierungsbehörde mit mehr Befugnissen
Reichhold deutet im "trend"-Interview an, dass ihm eine Variante "sehr gefallen" würde, wonach der Regulator gestärkt werde bis hin zur Möglichkeit, einstweilige Verfügungen anordnen zu können.
Dies ist auch die Variante, die der Leiter des Telekom-Unterausschusses des parlamentarischen Verkehrsausschusses, Reinhard Firlinger [FPÖ], derzeit präferiert, der die Regulierungsbehörde mit "quasi richterlichen Befugnissen" ausstatten will.
"Es gibt genug Infrastruktur"
Der zuletzt von der Telekom Austria [TA] vom Zaun gebrochenen
Debatte über die Telekom-Infrastruktur in Österreich - die TA
behauptet, dass die alternativen Netzbetreiber zu wenig in die
Infrastruktur investieren und damit dem Wirtschaftsstandort
Österreich schaden - erteilt der Infrastrukturminister eine Abfuhr.
Reichhold wörtlich: "Es gibt genug Infrastruktur. Im Gegenteil:
Synergien, die nicht genutzt werden, sollten mobilisiert werden,
indem man bestehende Netze verschränkt. Zusätzliche neue
Infrastrukturen zu fördern, wäre volkswirtschaftlich nicht
sinnvoll."