Weniger Spam und mehr Überwachung
Der Verletzung der Privatsphäre durch Werbe-E-mail, Werbe-SMS und durch die Platzierung von sogenannten Cookies im PC hat heute das Europäische Parlament mit der Annahme eines Berichtes über die Verarbeitung personenbezogener Daten und den Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation eine klare Absage erteilt.
Gleichzeitig betonen Datenschutz-Experten, dass die Regelung über die Speicherung personenrelevanter Daten einen weiteren Schritt hin zum gläsernen Bürger bedeuten könnte.
Opt-in für Cookies und Werbe-Mails
Nach der heute beschlossenen Richtlinie dürfen Privatleute nur
dann mit elektronischer Werbung beschickt werden, wenn sie
ausdrücklich vorher zugestimmt haben [Opt-in-Lösung]. Ähnliches gilt
für die Frage der Cookies, d. h. der Mini-Programme, die übers
Internet auf die Rechner der Internet-Nutzer gelangen und von dort
aus heimlich Informationen an die Betreiber der Internet-Seiten
verschicken.
Mitgliedstaaten entscheiden über Speicherung
Es überlässt den Mitgliedstaaten die Möglichkeit, Telekom- und Internetanbietern zu verpflichten, die Daten von Bürgern, wie Telefongespräche, SMS, e-mails, Internet während einer unbestimmten Zeit aufzubewahren.
Die Mitgliedsstaaten dürfen demnach den Datenschutz nur zur Verbrechensbekämpfung oder zum Schutz der öffentlichen oder nationalen Sicherheit aufheben, "wenn diese Maßnahme innerhalb einer demokratischen Gesellschaft notwendig, angemessen und verhältnismäßig ist."
Abhören gemäß den Menschenrechten
Auch die Speicherung von Daten wie Verbindungsdaten für einen
gewissen Zeitraum, sowie das Abhören von Kommunikation muss gemäß
dem Gemeinschaftsrecht, der Europäischen Menschrechtskonvention und
der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
erfolgen.
Inkrafttreten Ende 2003
Die Richtlinie muss noch formell von den Regierungen im EU-Rat gebilligt werden.
Da sie jedoch ein Kompromiss zwischen Rat, Parlament und EU-Kommission ist, wird mit einer Annahme gerechnet. Das Inkrafttreten ist für Ende nächsten Jahres geplant.
Sowohl im Parlament als auch in der Kommission hatte es Bedenken gegen die Daten-Speicherung gegeben.
Das Argument der Terrorismusbekämpfung
Doch nicht zuletzt das Argument der Terrorismusbekämpfung
verschaffte den Befürwortern schließlich eine Mehrheit. In
Deutschland wird der Bundesrat an diesem Freitag über eine
entsprechende Initiative abstimmen.