Apple will PC-User bekehren
Mit seinem größten Werbefeldzug seit der "Think Different"-Kampagne im Jahr 1998 will Apple in den USA Windows-Kunden zum Umstieg auf sein Betriebssystem überzeugen.
Im Mittelpunkt der "Real People"-Kampagne stehen ehemalige Windows-Nutzer, die erzählen, warum sie sich für den Umstieg auf Apple-Geräte entschieden haben.
Unter dem Motto "Real People" sind Werbeanzeigen in renommierten Blättern wie "Time" und "Newsweek" sowie TV-Spots geplant.
"Think Different"Kosten angeblich bei 50 Millionen USD
Die Menschen, die in der Kampagne vorkommen, sind laut Apple repräsentativ für jene 10.000 Briefe und E-Mails, die man von PC-Usern bekommen habe. "Das sind echte Leute", so Apple-Chef Steve Jobs. "Wir haben ihnen nicht gesagt, was sie sagen sollen."
Kreiert wurden die TV-Spots von dem Dokumentarfilmer Errol Morris ["The Thin Blue Line"].
Wie viel der Werbefeldzug Apple kostet, gab Jobs nicht bekannt. Laut Medienberichten sollen sich die Kosten für die USA aber in einer Höhe von rund 50 Mio. USD bewegen.
Querschnitt der Windows-Wechsler
Die verschiedenen TV-Spots sollen einen Querschnitt der
Windows-Wechsler zeigen, von der Studentin, die ihren ersten PC von
ihren Eltern geschenkt bekam, bis zum
Windows-Netzwerk-Administrator, Aaron Adams, der sich einen Mac für
zu Hause gekauft hat. "Mit Windows habe ich den ganzen Tag zu tun",
sagt Adams in einem der Spots. "Wenn ich es müde bin, gehe ich nach
Hause zu meinem Mac."
PC-Nutzer direkt ansprechen
Kritiker meinen, Apple sei bisher nicht sehr erfolgreich darin gewesen, "Andersgläubige" zu bekehren. Man habe zwar seine eingeschworene Gemeinde stärken, aber nicht vergrößern können. Auch das Vorurteil, der Mac sei nicht zum Rest der Computer-Welt kompatibel, hält sich seit jeher standhaft.
Laut Apple-CEO Steve Jobs soll die neue Werbung den so genannten "Wintel"-Usern zeigen, dass sie nicht an einer einsamen Technologie-Insel stranden, wenn sie zu Apple wechseln.
Als Zielgruppe gibt Apple die 95 Prozent der Computer-User an, die noch nicht auf einem Mac-System arbeiten. Nur mit Hilfe dieser PC-User kann man seinen Marktanteil von derzeit fünf Prozent mittelfristig steigern.
Einfache Rechnung: "5 down, 95 to go"
Als eine der wenigen Firmen auf dem Markt mache Apple derzeit
solide Gewinne, während andere Firmen bald die Geschäfte aufgeben
müssten, sagte Jobs Ende Mai in einem BBC-Interview. Mit der
Strategie "5 down, 95 to go" müsse man nun lediglich 5 der
verbleibenden 95 Prozent Nutzer zum Wechsel überreden, um die eigene
Kundenanzahl mittelfristig zu verdoppeln.
Apple-Store mit neuem Service
Im Zuge der Marketing-Offensive können wechselwillige PC-User jetzt ihren PC in den Apple-Store mitbringen und ihre Daten von einem Apple-Mitarbeiter auf einen Mac übertragen lassen.
Bereits jetzt gehen die Hälfte der Verkäufe in den Apple-Stores auf die Konten von PC-Usern.
In den US-Stores sollen außerdem Windows-Rechner aufgestellt werden. Damit soll den Kunden der direkte Vergleich zwischen beiden Welten möglich gemacht und somit Vorteile der Apple-Technologie anschaulich gemacht werden.
In einem weiteren Schritt soll auf Apple-Rechnern in den Schauräumen der Windows-Emulator "VirtualPC" von Connectix laufen, um den Konsumenten zu zeigen, dass sie ihre bestehende Windows-Software auch am Mac weiter nutzen können.
Erfolgreichster Spot aller Zeiten
Die aktuelle Werbeoffensive ist nicht der erste Versuch von
Apple, die Individualität seiner Nutzer zu unterstreichen. Eine der
populärsten Print-Kampagnen der vergangenen Jahre zeigte
Berühmtheiten und Otto Normalverbraucher beim Gebrauch ihrer
Powerbooks. Der erfolgreichste Spot aller Zeiten ist jedoch nach wie
vor die zur Einführung des Macintosh nur ein einziges Mal während
des Superbowl 1984 gezeigte Werbung.