Trübe Aussicht für Computer-Branchen
Nachdem der gestrige Handel an den New Yorker Börsen bereits durch gesenkte Gewinnprognosen für IBM belastet war, ging nach Börsenschluss ein regelrechtes Gewitter an Gewinn- und Umsatzwarnungen führender Hard- und Software-Unternehmen nieder:
Mit Intel, AMD, Apple und Oracle verkündeten gleich vier Spitzenunternehmen schlechte Nachrichten, die zusammenfassend ein trostloses Bild für die kurzfristigen Erwartungen der Branchen ergeben, das die IT-Aktien heute auf eine Talfahrt schicken sollte.
Die Investmentbank Morgan Stanley hat gestern ihre Gewinnschätzung für IBM für die Geschäftsjahre 2002 und 2003 gesenkt und dies mit den anhaltend schwachen Hardware-Investitionen begründet.
Intel will IOS einstellen
Intel will sein Angebot für den Betrieb von Internet-Servern einstellen und erwartet daraus vor Steuern eine Sonderbelastung von rund 100 Millionen USD [106,1 Millionen Euro].
Der Dienst Intel Online Service [IOS] werde aktuelle Kunden noch ein Jahr bedienen und dann abgeschaltet, teilte Intel nach Börsenschluss mit. Die Sonderbelastung sei noch nicht in der Anfang Juni aktualisierten Geschäftsprognose für das laufende Quartal enthalten gewesen.
Mit einer deutlich nach unten revidierten Umsatzprognose hatte Intel bereits vor gut zwei Wochen die Märkte überrascht und weltweit einen Kurseinbruch bei Technologiewerten ausgelöst.
Intel-Aktien fielen im nachbörslichen Instinet-Handel auf 21,20 USD, nachdem sie bereits an der Nasdaq 2,4 Prozent auf 22,02 USD verloren hatten.
Intel senkt UmsatzprognoseAMD senkt Umsatzprognose
AMD erwartet unterdessen für das laufende zweite Quartal wegen der Schwäche am PC-Markt einen deutlich geringeren Umsatz als bislang prognostiziert.
Zudem sei voraussichtlich ein bedeutender operativer Verlust zu erwarten, teilte AMD nach Börsenschluss mit.
Der Umsatz werde voraussichtlich 620 bis 700 Millionen USD betragen. Die vorherige Prognose lag bei 820 bis 900 Millionen USD. Besonders das Prozessor-Geschäft in Nordamerika und Europa sei derzeit schwach. Von Thomson First Call befragte Analysten erwarteten zuletzt für das zweite Quartal einen Verlust von 0,09 USD je Aktie. AMD-Aktien hatten den Handel zuvor mit einem Minus von 4,63 Prozent bei 10,30 USD verlassen.
Q1 2002: AMD verzeichnet leichten VerlustApple warnt umfassend
Apple hat wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche bei Verbrauchern und Unternehmen seine Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Quartal gesenkt. Apple nannte als Grund für die gesenkten Prognosen vor allem die schwachen Märkte im Bereich Werbung und Medien.
Das Unternehmen erwartet jetzt für das dritte Vierteljahr bis Ende Juni einen Gewinn je Aktie von acht bis zehn Cent, verglichen mit früheren Prognosen von elf Cent oder höher, teilte der Konzern nachbörslich mit.
Der Umsatz werde im Quartal bei 1,4 bis 1,45 Milliarden USD [1,54 Milliarden Euro] liegen. Zuvor hatte Apple 1,6 Milliarden USD erwartet. Apple-Aktien gaben nachbörslich auf der elektronischen Handelsplattform Instinet deutlich auf 18,13 USD nach von 20,15USD bei Börsenschluss.
Q1 2002: Apple legt solides Quartalsergebnis vor:
"Unglaubliche" Nachfrage nach iMacsOracle erwartet Gewinnrückgang
Der zweitgrößte Softwarehersteller der Welt, Oracle, erwartet für das laufende Quartal angesichts der anhaltenden Nachfrageschwäche einen erneuten Rückgang beim Gewinn und im Umsatz mit Software.
Im ersten Geschäftsquartal bis Ende August werde der Gewinn je Aktie auf 0,07 von 0,09 USD im Vorjahreszeitraum zurückgehen, sagte Finanzchef Jeff Henley am Dienstag. Zuvor hatte der Konzern für das abgelaufene Quartal wie von Experten erwartet einen Gewinn je Aktie von 0,12 USD gemeldet.
Beim Umsatz mit neuen Softwarelizenzen rechnet Henley im Jahresvergleich mit einem Minus um 15 bis 25 Prozent. Ein Rückgang im oberen Bereich dieser Spanne könne den erwarteten Gewinn für die laufende Drei-Monats-Periode sogar noch weiter bis auf 0,06 USD drücken, sagte der Finanzchef weiter:
"Unsere Annahme ist, dass sich die US-Wirtschaft weiter erholen wird, zumindest schrittweise. Doch bei den Technologie-Ausgaben werden wir wahrscheinlich in den nächsten sechs Monaten noch keine Zeichen der Besserung sehen", fügte er hinzu.
Derzeit gebe es bei Oracle aber keine Pläne für einen bedeutenden Stellenabbau, sagte Henley. Sollten sich die Annahmen über die weitere Konjunkturentwicklung allerdings als zu optimistisch herausstellen, müsse auch darüber neu nachgedacht werden. Oracle-Aktien, die nachbörslich zunächst kräftig angezogen hatten, reagierten auf den verhaltenen Ausblick mit Kursverlusten, lagen aber immer noch knapp über ihrem Schlusskurs an der Nasdaq von 8,98 USD.
Oracle will nicht Zweiter sein