Musikindustrie soll Tauschbörsen hacken
Der demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus Howard Berman will mit einem eigenen Gesetz Content-Anbietern das Hacken von P2P-Netzwerken gestatten.
Der Gesetzesvorschlag zur "Verhinderung von Peer-to-Peer-Piraterie" soll seiner Meinung nach der Industrie die Möglichkeit zur Selbsthilfe geben, ohne gegen die Gesetze zu verstoßen.
Der Vorstoß ist insofern besonders bemerkenswert, als mit dem "Anti-Terrorism Act" erst im letzten Herbst die Strafen für "Hacker" drastisch erhöht wurden.
Lebenslang für Hacker"Das ist unfair"
"Während P2P-Netze ihre Technologie für die Distribution immer weiter entwickeln können, sind Urheberrechtsinhaber in ihren Möglichkeiten, technologische Gegenmaßnahmen zu treffen, begrenzt. Das ist unfair", erklärte Berman in einer Aussendung.
"Technologische Maßnahmen zur Selbsthilfe könnten einen Teil der Lösung darstellen. Die Inhaber von Urheberrechten erhielten so eine Vielzahl von Tools, um die illegale Distribution ihrer Werke über P2P-Netze zu verhindern."
Die Maßnahmen, die dem Kongressabgeordneten vorschweben, reichen von Umleitung oder Unterbrechung der Übertragungen in P2P-Netzen bis zu File-Blocking und Verteilung von unbrauchbaren Dateien. Allerdings dürfen nach den Vorstellungen von Berman die Urheberrechtsinhaber die beteiligten Computer nicht beschädigen oder einen Virus freisetzen.
Berman nennt als Beispiel der elektronischen Selbsthilfe die Satellitennetz-Betreiber in den USA, die regelmäßig mit elektronischen Störmaßnahmen ihre Schwarzseher vergraulen. Der Abgeordnete vertritt den 26. Wahlkreis in Kalifornien, der unter anderem Nord-Hollywood umfasst.
Howard BermanMusikindustrie erfreut
Der Vorschlag des Kongressabgeordneten wurde erwartungsgemäß von der RIAA, der Vertretung der US-Musikindustrie, begrüßt.
Die RIAA hatte bereits im vergangenen Oktober eine Debatte über elektronische Störmaßnahmen von P2P-Netzen angeregt.
RIAATauschbörsen-Sabotage
Cary Sherman, Präsident der RIAA, bezeichnete erst Anfang des Monats die Verbreitung von Fake-MP3s nicht nur als legitime, sondern auch als absolut nötige Maßnahme der Musikindustrie, um den freien Online-Tausch von geschützten Titeln zu erschweren:
"Es wäre verrückt, wenn ein Label diese Möglichkeit nicht nutzen würde," sagt Sherman. Einzelne Plattenfirmen sind in diesem Punkt allerdings nicht besonders leutselig, da sie potenzielle CD-Käufer nicht verärgern wollen.
Fake-MP3s als Marketing-Tool