"Datenmüllangriff" auf Musiktauschbörsen
Der Gratis-Download von Musik kann durch falsch beschriftete, unvollständige oder qualitativ minderwertige Songs mitunter sehr mühsam werden. Die "Fake-MP3s" werden dabei inzwischen immer öfter von den Plattenfirmen selbst verbreitet.
Cary Sherman, Präsident der Recording Industry Association of America [RIAA] bezeichnet die Verbreitung von Fake-MP3s unlängst nicht nur als legitime, sondern auch als absolut nötige Maßnahme der Musikindustrie, um den freien Online-Tausch von geschützten Titeln zu erschweren:
"Es wäre verrückt, wenn ein Label diese Möglichkeit nicht nutzen würde," sagt Sherman. Einzelne Plattenfirmen sind in diesem Punkt allerdings nicht besonders leutselig, da sie potenzielle CD-Käufer nicht verärgern wollen.
¿
Das legale aber potentiell Image-schädigende Geschäft überlassen die Plattenfirmen demnach auch lieber externen Firmen, von denen sich zumindestens eine jetzt zu ihrem Geschäft offen bekannt hat.
Fake-MP3s als Marketing-ToolFamilien-Business
Die koreanische Firma Overpeer verbreitet für die Labels Interscope und Universal Music Fake-MP3s. Das Ziel dieser Aktivitaäten ist es, die Tauschbörsen mit Datenschrott "zuzumüllen" und so deren Benutzung unattraktiver zu machen.
"Durch unsere patentierte Technik bieten wir ein mächtiges Marketing-Tool und eine starke Waffe gegen Urheberrechtsverletzungen. Wir dringen in P2P-Netzwerke wie Gnutella, Open Napster und FastTrack ein," erzählt Marc Morgenstern, CEO von Overpeer, freimütig über sein Geschäft.
Overpeer ist ein Software-, und Serviceanbieter, der von dem drittgrößten koreanischen Mischkonzern SK Group finanziert wird. Die im Jahre 2000 gegründete Firma expandierte im letzten Jahr in die USA. Jay Morgenstern, der Vater des Overpeer-CEOs, ist Direktor der Verwertungsgesellschaft American Society of Composers, Authors and Publishers [ASCAP] und Topmanager bei Warner Chappell Music Inc.
OverpeerKampagne
Zusätzlich zu dem "Datenmüllangriff" auf die Tauschbörsen, will die RIAA künftig auch gezielt gegen einzelne User vorgehen.
Künftig will die RIAA auch einzelne Anbieter von Musik im Internet verklagen. Die Klagen sollen von einer öffentlichen Kampagne begleitet werden, in der bekannte Musiker und Stars die Fans zur Respektierung des Urheberrechts aufrufen.
Geklagt werden sollen Personen, die ein größeres Angebot von Songs online zum Tausch anbieten, ohne Gebühren an Künstler oder Labels zu bezahlen. Ebenfalls im Visier der Musikindustrie sind so genannte "Supernodes". Sie liefern die zentralen Verzeichnisse, die den Online-Tausch ermöglichen.
Tauschbörsen-User im Visier der RIAAEskalation
Der demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus Howard Berman will mit einem eigenen Gesetz Content-Anbietern sogar das Hacken von P2P-Netzwerken gestatten.
Der Gesetzesvorschlag zur "Verhinderung von Peer-to-Peer-Piraterie" soll seiner Meinung nach der Industrie die Möglichkeit zur Selbsthilfe geben, ohne gegen die Gesetze zu verstoßen.
Der Vorstoß ist insofern besonders bemerkenswert, als mit dem "Anti-Terrorism Act" erst im letzten Herbst die Strafen für "Hacker" drastisch erhöht wurden.
Musikindustrie soll Tauschbörsen hacken