TV-Sender wollen YouTube für sich nutzen
Mit dem Siegeszug von Online-Videoportalen wie YouTube findet laut Analysten "die Demokratisierung des Fernsehens" statt. Jeder kann dabei ein Millionenpublikum erreichen, und nach anfänglichen Bedenken wollen nun auch große TV-Sender diese Möglichkeiten nutzen.
YouTube, die Internet-Plattform für Online-Videos, hat es in ihrem kurzen Bestehen schon zu einigem Ruhm gebracht. Das Portal belegt in den USA bereits Platz 18 der am meisten besuchten Websites.
Im vergangenen Monat besuchten rund 20 Millionen Menschen die Website und haben über 2,5 Milliarden Videos heruntergeladen.
Bush-Massage geht um die Welt
Und immer wieder erreichen neue Videos auf diesem Weg die Weltöffentlichkeit, wie zuletzt ein nur fünfsekündiges Video vom G-8-Gipfel in St. Petersburg, wo US-Präsident George W. Bush der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Rückenmassage spendierte, diese aber äußerst erschrocken reagierte.
Während die Szene im Fernsehen vielleicht untergegangen ist, wurde sie auf YouTube gleich von Hunderten Nutzern hinaufgeladen und so schnell zum beliebtesten Video des Tages.
TV-Sender skeptisch
Die extreme Entwicklung von YouTube macht TV-Sendern rund um den Globus, vor allem in den USA, zu schaffen.
Lange Zeit wussten die Stationen nicht, wie sie auf den neuen Trend der Internet-Videos reagieren sollten. Die Unsicherheit resultierte in Klagen: NBC etwa ließ einen Clip von "Saturday Night Live" aus dem YouTube-Angebot entfernen, auch CBS drohte dem Start-up-Unternehmen mit rechtlichen Schritten.
Kein urheberrechtlich geschütztes Material
Auch wenn YouTube urheberrechtlich geschütztes Material aus dem Angebot sperrt und die Länge der Videos auf zehn Minuten limitiert ist, umgehen findige User diese Maßnahmen immer öfter mit eigenen Codewörtern: Wrestling-Fans etwa suchen so genannte Bootleg-Videos etwa unter dem Stichwort "Chees Souflee".
Ein Umdenken findet statt
Mittlerweile kapieren aber immer mehr, dass sie YouTube und ähnliche Angebote nicht vergraulen können, sondern Wege finden müssen, wie sie die Plattformen für sich nutzen können.
Diese Wandlung merkt auch YouTube-Gründer Chad Hurley: "Es werden immer noch mehr Online-Videos hochgeladen und die TV-Sender wollen plötzlich mit uns zusammenarbeiten, um relevant zu bleiben."
TV-Sender kooperieren ==
In einer spektakulären Kehrtwende hat nun NBC etwa einen Promotion-Deal mit YouTube verkündet: Preview-Clips von Serien wie "The Office" sollen exklusiv über das Portal vertrieben werden.
Weiters werde die Show "Nobody's Watching", deren Pilot im TV floppte, auf Grund des guten Feedbacks bei YouTube ins Programm zurückgehiolt - ein gewagtes Experiment.
Auch CBS hat seine Strategie überdacht und ist in Gesprächen mit dem Unternehmen. "Unser Ansatz ist jetzt: Je mehr Beachtung wir für solche Clips bekommen, umso besser für CBS News und CBS Television Network", so CBS-News-Präsident Sean McManus.
"Demokratisierung des Fernsehens"
Laut Analysten bleibt den TV-Sendern auch gar keine andere Wahl: "Das ist die Demokratisierung des Fernsehens", so der Tenor.
Jeder Internetnutzer könne mittlerweile Millionen von Zusehern mit seinem Video-Content erreichen, ohne auf TV-Sender angewiesen zu sein. Und das quasi unerschöpfliche Angebot zieht auch vor allem junge Nutzer immer weiter weg vom traditionellen Fernsehen.
Gleichzeitig nutzen aber auch immer mehr Sender umgekehrt den riesigen Online-Fundus als Quelle für eigene Clip- oder auch Comedy-Shows. So profitiert der eine vom anderen.
Immer mehr Anbieter
Nach YouTube und Google bietet nun auch Yahoo das Hochladen eigener Videos an. Für Yahoo und Google ist das Angebot eine Erweiterung ihres Portfolios, für YouTube die einzige Geschäftsgrundlage - Geld verdient hat allerdings bis dato noch keiner damit.
(futurezone | Times)