"Vom Volkshelden zum Kapitalvernichter"
"Ron Sommer kämpft bis zur letzten Minute", fasst die Nachrichtenagentur AFP aus ihrer Sicht den Ablösefrage rund um den Deutsche-Telekom-Chef zusammen.
"Dass jetzt die Politik die Notbremse zieht und seine Ablösung betreibt, kann sich der Vollblutmanager noch immer nicht vorstellen", werden die Redaktionen weiter aufgeklärt.
Wie ein Volksheld wurde Sommer jahrelang gefeiert. Begeisterte Aktionäre baten den graumelierten Chef der Deutschen Telekom auf Hauptversammlungen schon mal um Autogramme. Doch diese Zeiten sind vorbei: Angesichts von Milliardenverlusten und immer neuen Tiefstständen müssen sich auch die treuesten T-Aktionäre eingestehen, dass sie aufs falsche Pferd gesetzt haben.
Kapitalvernichter Sommer
Für viele ist Sommer vom seriösen Sachwalter ihrer Ersparnisse
zum Kapitalvernichter mutiert.
Dynamischer Manager
Nach seinem Wechsel zur Deutschen Telekom galt Sommer in der Branche schon bald als Manager aus dem Lehrbuch, der aus dem schwerfälligen Ex-Monopolisten eines der dynamischsten Unternehmen in Europa machte. Dabei richtete sich Sommers Blick immer über die Grenzen Deutschlands hinaus. Über Zukäufe und Allianzen versuchte er, den Konzern auch international weit oben zu platzieren. Im vergangenen Jahr schaffte er mit VoiceStream den Sprung in die USA.
Doch gerade VoiceStream erwies sich angesichts der aufkeimenden Branchenkrise als Trojanisches Pferd. Einige der vor allem mit T-Aktien bezahlten VoiceStream-Großaktionäre zeigten sich nicht an dem Papier aus Deutschland interessiert und begannen, es schon bald wieder abzustoßen. Seitdem lotet die Aktie immer neue Tiefen aus.
Liberty-Kabeldeal geplatzt
Anfang des Jahres kam ein weiterer Tiefschlag: Das Bundeskartellamt ließ den Verkauf der milliardenschweren Kabelnetze an den US-Konzern Liberty Media platzen. Dies ließ bei Großinvestoren Zweifel aufkommen, ob die Deutsche Telekom ihre Schulden auf Dauer im Zaum halten kann.
Auch Sommers Hoffnung, mit der teuer erstandenen UMTS-Mobilfunklizenz bald einen neuen Kassenschlager zu bekommen, zerschlug sich zusehens. Ein Massenmarkt ist nach Ansicht von Experten erst im Jahr 2005 in Sicht. Sommer sprach deshalb zuletzt ernüchtert von einem "Langstreckenlauf" ins neue Mobilfunkzeitalter. "Den wird der 52-Jährige nun voraussichtlich nicht zu Ende bringen", schließt die AFP.