Wie Ron Sommer ab[ge]treten wird
Auf der außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom wird am Dienstag der alles überragende Tagesordnungspunkt eine Vertrauensabstimmung über CEO Ron Sommer sein.
Die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsgremiums offenbart Zeitnot, da die Personalie Sommer auch auf der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung Mitte August hätte beraten werden können.
Folgende Möglichkeiten kommen grundsätzlich in Frage: Rücktritt, Abwahl, Goldener Handschlag.
25.000 Unterschriften
Die Möglichkeit eines Rücktritts hat Sommer selbst bereits
ausgeschlossen. Angaben aus seinem Umfeld zufolge sieht sich der
Vorstandschef sogar in seiner Position gestärkt. Mittlerweile seien
mehr als 25.000 Unterschriften der Beschäftigten gegen die
Einmischung der deutschen Bundesregierung eingegangen.
Zweidrittelmehrheit
Sollte Sommer nicht freiwillig gehen, könnte sein Abschied durch eine Abwahl erzwungen werden. Dafür zuständig ist der 20 Mitglieder zählende Aufsichtsrat, zur Hälfte mit den von der Hauptversammlung gewählten Arbeitgebervertretern besetzt.
Die übrigen zehn werden von den Beschäftigten gewählt. Zur Abwahl ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.
"Pflichtverletzung, Unfähigkeit"
Eine Grundlage für die Abwahl ist der Artikel 84 Absatz 3 des
Aktiengesetzes: "Der Aufsichtsrat kann die Bestellung zum
Vorstandsmitglied und die Ernennung zum Vorsitzenden des Vorstands
widerrufen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Ein solcher Grund ist
namentlich grobe Pflichtverletzung, Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen
Geschäftsführung oder Vertrauensentzug durch die Hauptversammlung."
Golden Handshake
Die Abberufung ist sofort wirksam, eine gerichtliche Entscheidung darüber könnte Jahre dauern.
Beim wiederholten Scheitern der Abwahl könnte es zum so genannten Goldenen Handschlag kommen: Auflösung des bis Mai 2004 laufenden Vorstandsvertrages.
Im Gegenzug müsste der Aufsichtsrat Forderungen Sommers entgegenkommen und ihn voraussichtlich auch materiell entschädigen. Das könnte zu einer für die Telekom gar nicht erwünschten Debatte um die Bezüge der Vorstände führen.
Wer noch gegangen werden könnte
Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus könnte ebenfalls vor der
Ablösung stehen, da ihm die Verantwortung für die glücklose
Vorbereitung der Sommer-Nachfolge angelastet wird. Winkhaus könnte
seinen Posten zur Verfügung stellen oder als Vorsitzender abgewählt
werden.